26 Mai 2009

Edmund I.

Edmund I. (oder auch eher Eadmund) hatte die verschiedensten Beinamen: the Elder, the Deed-Doer, the Just oder the Magnificent. Welchen auch immer man sich hiervon aussucht - er zeigt, dass Eadmund ein beliebter und geachteter Mann und König war.
Ich komme dazu, über ihn zu schreiben, weil er heute vor unvorstellbaren 1063 Jahren in einem Ort mit dem klingenden Namen Pucklechurch starb; am 26. Mai 946.

Eadmunds Vater war Edward the Elder, damit war er der Halbbruder König Æðelstāns, über den ich ja bereits hier berichtet habe.
Nachdem Æðelstān am 27. Oktober 939 starb, folgte Eadmund ihm auf den Thron nach. Das heisst aber nicht, dass er vorher keinerlei Rolle gespielt hätte - zumindest in der Battle of Brunanburgh focht er tapfer an der Seite seines Halbbruders Æðelstān (was die Schlappe allerdings nicht abmilderte, verdroschen wurden sie trotzdem...).

Schon in seinem ersten Regierungsjahr hatte Eadmund Stress mit Olaf bzw. Anlaf Sihtricsson (Olaf II Sihtricsson), genannt Cuaran. Dieser war grade erst aus Irland eingetroffen und von den Northumbriern zu ihrem König gemacht worden, die damit ihre Untertanenpflicht und Treue gegenüber Eadmund über Bord warfen.
Anlaf nahm dann auch York ein, belagerte Northampton und zerstörte Tamworth bevor er in Leicester schließlich auf Eadmund traf, dem das aus verständlichen Gründen nur wenig zusagte.
Anlaf nahm die Beine in die Hand und machte sich aus dem Staub, aber dank der Erzbischöfe Odo of Canterbury (der sicher nicht umsonst auch Odo der Gute genannt wird und heilig gesprochen wurde) und Wulfstan of York kam es zu einer friedlichen Lösung. Laut Simeon of Durham wurde das Königreich nun geteilt: Eadmund bekam England südlich der Watling Street und Anlaf den Rest.
Watling Street mag jetzt nach einer piddeligen kleinen Straße klingen, in Wahrheit war es jedoch eine Römerstraße, die den Angelsachsen bereits als Wæcelinga Stræt bekannt war und ein riesen Arial abdeckte:

Bildquelle: http://gallery.nen.gov.uk

Dennoch scheint diese Teilung nicht sehr glaubwürdig, gerade wenn man das Gedicht bedenkt, das in der Chronik eingefügt wurde. Es besteht wenig Zweifel, dass die Geschichte, die dort über die Rückeroberung Northern Mercias durch Eadmund erzählt wird, sich auf den Vertrag mit Anlaf bezieht, der Ergebnis des Feldzuges war. Wahrscheinlich hat Simeon mit seiner Behauptung ganz einfach gnadenlos übertrieben und diesen Vetrag mit einem früheren zwischen Anlaf und Guthrum verwechselt.
Wie auch immer - von nun an war ganz Mercia (damals der größte Teil Englands) südlich einer gedachten Linie von Dore bei Sheffield über Whitwell bis zum Humber in Eadmunds Hand und die fünf dänischen Gemeinden, die eine ganze Weile den Angriffen der norwegischen Könige Northumbrias ausgeliefert waren, konnten aufatmen.
Dieser Friede wurde durch die Taufe der Könige Anlaf und Raegenald (Rognvaldr oder auch Rdgnvaldr) untermauert, die Eadmund unterstützte.
Lang hielt das alles jedoch nicht an, denn 944 oder 945 wurde der Friede schon wieder gebrochen und Eadmund hatte die die Faxen endgültig dicke. Anlaf und Raegenald wurden aus Northumbria vertrieben.

Im Jahre 945 fiel Eadmund in Strathclyde ein und übergab es an König Malcolm von Schottland. Natürlich nicht aus reiner Herzensgüte, sondern unter der Bedingung, dass jener in zu Lande und zu Wasser unterstützte. Dies sollte unter anderem unliebsame Überraschungen durch die schottischen Könige wie im Jahre 937 verhindern.

Am 26. Mai 946 ging Eadmunds kurze Regierungszeit bereits zu Ende. Er wurde bei der Feier St. Augustines in seiner königlichen Villa in Pucklechurch (South Gloucestershire) von einem gewissen Leofa erstochen, einem Dieb, den er des Landes verwiesen hatte (und der offensichtlich ungebetenerweise zurückgekehrt war). John of Worcester und William of Malmesbury machen daraus eine ziemlich abenteuerliche Geschichte. Hiernach hatte Eadmund mit seinen Adeligen zusammen gefeiert, als er Leofa in der Menge erspähte. Wahrscheinlich war er ein cholerisch angehauchtes HB-Männchen, denn sogleich stürzte er sich auf ihn, griff ihn an und infolge dessen kamen alle beide ums Leben.

Begraben wurde Eadmund in der Abtei von Glastonbury, einem wahrhaft magischen Ort, den er 943 dem berühmten Dunstan übergeben hatte.

Glastonbury Abbey, Bildquelle: http://www.somersettouristguide.com


Der reinkarnierte Normanne in mir fragt sich grade, wieso eigentlich Eadmund I., wo doch meines Wissens nach "wir" erst mit der Nummerierung der englischen Könige begonnen hatten...

Quellen: http://en.wikipedia.org/wiki/Edmund_I_of_England, http://www.nndb.com/people/761/000093482/

5 Kommentare:

Andy hat gesagt…

Och, ich liebe alte Gemäuer. Leider habe ich schon lange keines mehr besucht. seufz..

Hexe hat gesagt…

Wieder ein toller Bericht. Danke.

Rowan hat gesagt…

Ich auch, Andy!
Gestern habe ich das letzte besucht - Kloster Heisterbach bzw. das, was davon übrig ist: die Chorruine. :-)

Und ich danke Dir, Margo.

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Liebe Ashmodai!
Wieder eine sehr lehrreiche Geschichtsstunde.
Ein wirklich supertoller Bericht....
Danke!
Liebe Grüße
Grey Owl
(....die Linien auf der Karte sehen fast wie ein unfertiges, etwas unförmiges Pentagramm aus,...)

Rowan hat gesagt…

Freut mich, dass er Dir gefallen hat, Grey Owl. :)
Das mit dem Pentagramm habe ich auch gedacht. :D