Æthelstan war der Sohn King Edward des Älteren (Edward the Elder), Enkel von Alfred dem Großen (dem einzigen englischen König, der als the Great bekannt war) und Neffe von Æthelflæd of Mercia. (Mercia war eines der sieben angelsächsischen Königreiche während der Heptarchie. Es lag im Tal des River Trent in den heutigen Midlands.)
Sein Vater war nach einigen Schwierigkeiten der Thronfolger des angelsächsischen Königreiches, das Alfred aufgebaut hatte. Seine Tante, Edward’s Schwester Æthelflæd, herrschte wie bereits erwähnt für Edward Mercia, nachdem ihr Ehemann Ealdorman Æthelred gestorben war. Nach Æthelflæds Tod erlangte Edward rasch die Kontrolle über Mercia und zum Zeitpunkt seines Todes herrschte er direkt über alle englischen Königreiche südlich des Humber.
Æthelstan wurde von seiner Tante in Mercia großgezogen – denn er war zwar der älteste Sohn Edwards, aber unehelich. Egwina, seine Mutter, war die Lebensgefährtin Edwards, der sich, als Æthelstan gerade 4 Jahre alt war, eine Frau nahm und den Jungen nach Mercia schickte.
Nach Edwards Tod im Juli 924 wurde er König von Mercia – nur in Wessex, das seine Halbbrüder Ælfweard und Eadwine (die ehelichen Söhne Edwards) unterstützte, gab es wohl das wenns-mal-wieder-länger-dauert-Snickers bis er anerkannt wurde. Zunächst folgte Ælfweard auf den Thron, starb aber innerhalb eines Monats unter mysteriösen Umständen. Das Snickers schien etwas größer gewesen zu sein, denn wäre Æthelstan sogleich nachgefolgt, wäre er im August 924 König geworden – allerdings folgte er erst am 4. September 925, über ein Jahr später, auf den Thron.
Der junge König scheint ein großer Freund politischer Allianzen gewesen zu sein – nur ein Jahr nach seiner Krönung verheiratete er in Tamworth eine seine Schwestern an Sihtric Cáech, den Wikingerkönig von Jórvík (das heute York heißt), welcher Æthelstan als Über-König anerkannte und zum Christentum übertrat. Er hätte gut und gerne er im gleichen Jahr noch seinem neuen Glauben abschwören und seine Frau verstoßen können, doch bevor Æthelstan und er kämpfen konnten, starb Sihtric ziemlich plötzlich im Jahr 927.
Sein Verwandter, möglicherweise sein Bruder, Gofraid, der als sein Stellvertreter in Dublin geblieben war, kam aus Irland um die Macht in York zu übernehmen, scheiterte jedoch. Æthelstan reagierte sehr rasch und brachte einen Großteil von Northumbria unter seine Kontrolle. Dieser kühne Schachzug vereinte zum ersten Mal ganz England unter der Herrschaft nur eines Königs – Æthelstans Münzen tragen auch das Motto REX TOT BRIT -, auch wenn diese Einheit bis 954 nichts dauerhaftes war.
In weniger als einem Jahrzehnt war das Königreich England die bei weitem größte Macht der Britischen Inseln geworden und erstreckte sich vielleicht sogar nördlich bis zum Firth of Forth.
Zunächst schienen sich die anderen Herrscher in Großbritannien Æthelstan in Bamburgh unterworfen zu haben: "first Hywel, King of the West Welsh, and Constantine II, King of Scots, and Owain, King of the people of Gwent, and Ealdred...of Bamburgh" verzeichnet die Anglo-Saxon Chronicle. William of Malmesbury fügt hinzu, dass auch Owain of Strathclyde zugegen gewesen ist.
Ähnliche Geschehnisse sind entlang der westlichen Marken von Æthelstans Herrschaftsgebiet verzeichnet. Nach William of Malmesbury ließ Æthelstan die Könige der North British (gemeint sind die Waliser) sich ihm in Hereford unterwerfen, wo er einen hohen Tribut von ihnen forderte. Ebenso vertrieb er die West Welsh (die kornischen Menschen) aus Exeter und errichtete die Grenze von Cornwall entlang des River Tamar.
John of Worcesters Chronik nimmt an, dass Constantin II., Owain of Strathclyde und die walisischen Könige in Opposition zu Æthelstan standen. William of Malmesbury schreibt, dass Gofraid zusammen mit Sihtrics jungem Sohn Olaf Cuaran nach Norden floh und bei Constantine Zuflucht fand, was zum Krieg mit Æthelstan führte. Ein Treffen in Eamont Bridge am 12. Juli 927 führte zu der Einigung, dass Constantine, Eógan of Strathclyde, Hywel Dda, und Ealdred „jeglichem Götzendienst abschwören“ würden. Das bedeutete nichts anderes, als dass sie keine Allianzen mit den Wikingerkönigen eingehen würden.
William erläutert auch, dass Æthelstan während dieser Konferenz der Pate eines Sohnes von Constantine, wahrscheinlich Indulf (Ildulb mac Constantín), wurde.
Obwohl er zum mächtigsten Monarchen wurde, den Britannien jemals gesehen hatte, war die Wessex-Fraktion wohl immer noch nicht so richtig glücklich mit Æthelstan. Augenscheinlich hatten sie sich verschworen, ihn in Winchester blenden zu lassen und durch Eadwine zu ersetzen. Ob das Komplott schlicht und einfach fehlschlug oder entdeckt wurde ist unklar, aber im Jahr 933 scheinen die Männer von Wessex in offene Rebellion ausgebrochen zu sein, denn es gab „disturbance in the kingdom“. Æthelstans Armee schickte Eadwine außer Landes und der arme Kerl kam in einem Sturm auf See um. Æthelstan hatte – aus welchen Gründen auch immer – kein Interesse an einem direkten Nachfolger; eine Frau hatte er auch nicht. So war es also nach all diesen Ereignissen wahrscheinlich, dass die Familie dennoch nach seinem Tode wieder zusammenfinden würde und einer seiner Halbbrüder König würde.
Vielleicht hatte durch den Zwist in Wessex auch Constantine II. wieder seine Chance gewittert, Æthelstan eines mitten zwischen die Augen zu geben, denn im darauffolgenden Jahr brach er den siebenjährigen Frieden und griff England an. Æthelstan rührte sich daraufhin ziemlich schnell und führte unterstützt durch die walisischen Könige Hywel Dda, Idwal Foel und Morgan ab Owain einen großen Land- und Wasserfeldzug gegen Schottland.
Sie gelangten bis nach Dunottar bei Aberdeen und Caithness wurde von der Schiffsflotte überfallen. Dass sich Constantines Einfluss bis so weit nach Norden ausdehnte, war zwar unwahrscheinlich, aber vielleicht sollte dies auch seine Verbündeten schlagen. Vielleicht war es aber auch ein reiner Raubzug…
Im Jahre 937 übte Constantine Vergeltung, indem er eine machtvolle Allianz mit den britischen Untertanen König Owains of Strathclyde und den nordischen Kriegern König Olaf Guthfrithsons von Dublin einging. („Gutfried ist gut für Dich, Constantine…“) Eine riesige Invasionsarmee marschierte gen Süden – aber Æthelstan war auf sie vorbereitet und die Leute aus dem Norden wurden in der Battle of Brunanburgh tüchtig verdroschen und niedergeschlagen.
Eine Generation später erinnerte man sich dieser Schlacht in England als „the Great Battle“. Die Anglo-Saxon Chronicle gibt dann für den Lobpreis dieser Schlacht auch einmal ihren eher nüchternen Stil auf und widmet ihr eine Art Heldengedicht, das den gloriösen Sieg in den Himmel hebt. Hier wird auch behauptet, dass der „alte und ergraute“ Constantin – welcher nun um die 60 Jahre alt gewesen sein müsste – in der Schlacht einen Sohn verloren hat. Dies wird auch noch einmal durch die Chronicle of the Kings of Alba bestätigt. Die Annals of Clonmacnoise benennen ihn als Cellach.
Wo genau die Schlacht stattgefunden hat, ist ungewiss, man zieht hier einige Orte in Betracht. Jedoch ist Bromborough am Wirral unter Historikern der wahrscheinlichste.
Æthelstan war nun der Oberherr über ganz Britannien – wie gesagt trug er diesen Titel sogar auf seinen Münzen und königlichen Briefen und Urkunden. Die letzteren zeigen recht viel von der Organisation von Æthelstans königlicher Regierung.
Zwischen 928 und 935 wurden seine Urkunden allesamt von nur einem einzigen Mann geschrieben, wahrscheinlich einem königlichen Schreiber. Sieben seiner Gesetzbücher hatten ebenfalls Bestand. Vier davon sind förmliche Verträge für den König selbst: eines eine Ankündigung von Grately und eine andere von Exeter.
Es ist nicht sehr überraschend, dass auswärtige Gelehrte in Scharen an einen so gut durchorganisierten Hof kamen. Unter ihnen waren Iren, Bretonen, Franken, Germanen und Italiener. Namhafte Persönlichkeiten darunter waren der Isländer Egil Skallagrimsson und Israel der Grammatiker.
König Æthelstan hatte sogar noch mehr Kontakt zu Europa als sein Großvater Alfred the Great. Er verheiratete vier seiner Halbschwestern in adlige Familien auf dem Kontinent – unter den noblen Ehemännern waren auch ein deutscher Herrscher und ein fränkischer König. Als der letztere, Charles le Simple (ergo Charles der Einfältige), von seinen Feinden gefangengenommen wurde, brachte seine Frau ihren gemeinsamen Sohn und Erben, Prince Louis nach England. Wie auch Duke Alan of Brittany und Prinz Haakon von Norwegen wurde er an Æthelstans königlichem Hof großgezogen.
Æthelstan war ein religiöser Mann, der eine ganze Reihe von Klöstern in Wessex förderte. Er gründete z.B. auch Muchelney Abbey in Somerset. Seine Großzügigkeit gegenüber der Kirche war allseits bekannt – und hierbei handelte es sich nicht nur um monetäre Größen, sondern auch um Bücher und andere heilige Schätze. Æthelstan war ein begeisterter Reliquiensammler und schickte Abgesandte durch ganz Europa, um sie für ihn zu besorgen. Milton Abbey in Dorset war ganz besonders erfreut über das Geschenk von St. Samsons Arm und St. Branwaladrs Kopf…denn diese machten das Kloster zu einem bedeutenden Pilgerzentrum.
Am 27. Oktober 939 starb Æthelstan, den Worten der Annals of Ulster nach „pillar of the dignity of the western world“ in Malmesbury. Dort wurde er auch begraben – in seiner Lieblingsabtei und nicht im Familienmausoleum in Winchester. Ein mittelalterliches Grabmal mit seinem Bildnis kann dort immer noch bestaunt werden. Sein Nachfolger war sein jüngerer und berühmterer Halbbruder Edmund the Elder, doch knapp ein Jahr nach Æthelstans Tod kam Amlaíb aus Irland zurück und nahm Northumbria und das Mercian Danelaw ein, so dass Edmund gleich mit dem Wiederaufbau des Reiches ganz gut beschäftigt war.
Æthelstan wird allgemein als der erste König Englands erachtet und sein Reich wird als das erste Königreich Englands erachtet, das England, Wales und Schottland unter einem King of all Britain vereinte. Er feierte einige bedeutende Siege über seine Rivalen, inklusive der Wikinger, und dehnte seine Herrschaft auf Teile von Wales und Cornwall aus.
Die Haarfarbe sehe ich auch so, wenn ich an ihn denke...beim Bart bin ich nicht sicher.
Quellen:
http://www.earlybritishkingdoms.com/adversaries/bios/aethelstan.html
Wikipedia
mein Hirn
Bildquellen:
http://www.infacto.de
http://www.earlybritishkingdoms.com
http://www.nashfordpublishing.co.uk
http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com
4 Kommentare:
Ein wundervoller - langer - Bericht, der mit einen guten Teil meiner Mittagspause versüsst hat.
Ich sehe die Haarfarbe auch so - ab und an etwas dunkler ... wenn ich an ihn denke. :)
Ein klasse Bericht, mit Dir wird Geschichte spannend und lebendig :-)
Das ist ein ganz wunderbarer Bericht. Vielen Dank dafür.
Freut mich, dass es Euch gefallen hat. :)
Feona, etwas dunkler. *nick* So ein helleres Rotbraun. :) Und ohne Bart - da bin ich jetzt sicher. Jetzt schwirrt mir ein Name im Kopf...die ganze Zeit. Ailric oder so.
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