07 Februar 2013

Weiberfastnacht

Rumtata....
Heute ist an so manchem Ort hier der Bär los - gegenüber in dem schönen, alten Fachwerkhaus, in dem eine Schickmickkneipe (Verzeihung...Lounge) sitzt, ist ab 17 Uhr Feier. Was bedeutet, dass wir sicher wieder bis spät in die Nacht mit Wummwumm beglückt werden, das klingt, als hätten wir es in der Wohnung aufgedreht.
Um 11:11 Uhr wird vielerorten der Bürgermeister entmachtet und die Narren übernehmen das Szepter.

Ja, heute hat der Straßenkarneval begonnen. Ein Blick aus dem Fenster auf die Hauptstraße des Dorfes bestätigt das - immer mal wieder flanieren Kostümierte vorbei und heute früh bin ich beim Bäcker von einem fröhlichen Clown bedient worden. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, mir meinen geliebten Krapfen zu holen - ein Vorteil der Jahreszeit. :) Und der kleinen Schweinerei, die mir da noch entgegenlachte, konnte ich auch nicht widerstehen: Quarkbällchen mit Baileyscremefüllung. Außenrum mit weißer Schokolade umhüllt. Zwar schlägt nichts Omas Muzen, aber das muss ich probieren.
Spaß haben sie grade sehr wahrscheinlich nicht, die Narren da draußen...denn es hagelt und schneeregnet auf das Ekligste. Trotzdem - Wenn ich lange genug am Fenster bliebe, sähe ich wahrscheinlich auch ganz bald schon den "phantasievollen" Lappenclown oder Indianer und könnte ihn mit alten Kamellen von vorigem Jahr bewerfen.

Und während andernorts sicherlich wieder Horden von "lustigen", rotgekleideten Frauen mit "witzigen" Teufelshörnchen auf dem Kopf fröhlich bechern und den Herren, die dusselig genug waren, eine Krawatte zu tragen, eben diese kürzen, kann ich ja mal schauen, ob ich etwas zu den Ursprüngen der Weiberfastnacht zusammentragen kann.

Weiberfastnacht, wie wir es heute hier kennen, soll seinen Ursprung in Bonn-Beuel haben. Die Waschfrauen dort hatten einfach die Nase voll vom täglichen Trott und der harten Arbeit. Sie hatten Kinder, Haushalt und die ganze schwere Arbeit am Hacken hängen und wuschen zusätzlich noch die Wäsche der betuchten Herrschaften. Ihre Männer brachten die Wäsche dann wieder fort und kamen so 1823 in den Genuß, den allerersten Kölner Straßenkarneval mitzuerleben, während die Frauen daheim weiterschufteten.
Ein Jahr später, als die Männer wieder nach Köln aufbrachen, wollten die Frauen nicht mehr das Nachsehen haben, legten kurzerhand die Arbeit nieder und hielten Kaffeeklatsch. Das "Alte Beueler Damenkomitee von 1824" wurde gegründet und Weiberfastnacht war geboren.
Aber schon eine Schrift aus dem Jahr 1823 (?) - also ein Jahr zuvor - belegt eigentlich die Weiberfastnacht, auch ganz ohne die Beueler Damen. Walters Werk heißt sie und besagt im Kapitel Der Carneval in Köln vor 1823:
„Die Vorfeier des Carnevals begann mit dem sogenannten Weiberfastnacht am Donnerstag vor demselben. Dann herrschte die ganz eigenthümliche Sitte, daß Frauen und Mädchen sich untereinander die Hauben abrissen, was man Mötzenbestohl nannte. Nachmittags bewegte sich der Bellegeck, eine echt kölnische Maske, mit vielen Schellen behängt, in den Straßen herum ...“

Hier feiern heute ja Männlein und Weiblein gemeinsam die Weiberfastnacht, in Bonn-Beuel ist es aber immer noch eine rein weibliche Feier.

Vom kirchlichen Standpunkt aus gesehen ist auch nochmal klar, dass es ein Donnerstag ist, an dem es so rund geht. Da Freitag als Todestag Christi gilt, war ausgelassenes Gefeier da eher verpönt. Aus dem liturgischen Jahr leitet sich auch der schwäbisch-alemannische Begriff Schmutziger Donnerstag ab, den z.B. Feona wohl lieber mit dem heutigen Tage in Verbindung bringt. Hier hat "schmutzig" nichts mit Dreck und auch nichts mit Obszönitäten zu tun - es kommt aus dem Hochalemannischen und bedeutet "Fett". Es ist also der fette Donnerstag, den man vor der Fastenzeit nochmal so richtig genießt. Die Fastnacht war damals die letzte Gelegenheit, nochmal Fleisch zu essen, bevor es bis Ostern zu "darben" galt.
Donnerstag, weil es in der liturgischen Woche der Donnerstag war, an dem geschlachtet und gebacken wurde. Mittwochs wurde gefastet und freitags gab's auch bloß Fisch, da er ja wie gesagt als Todestag Christi galt. Vor der Fastenzeit musste das gewonnene Fleisch natürlich möglichst schnell "vernichtet" werden, also kam es zum fetten Donnerstag.

Und ob Ihr feiert oder nicht - ich wünsche Euch in jedem Fall einen schönen Tag.

6 Kommentare:

Hummel hat gesagt…

Mann, bin ich froh, daß hier ein Tag wie jeder andere ist. =D

Tricia Danby hat gesagt…

Ja der "Schmutzige Du*stig" :D

Oder "Schmotzige" ^^

Hooorig hooorig ...

athena hat gesagt…

Whow, tatsächlich ein Artikel über Weiberfastnacht, den ich mit Interesse lesen konnte - danke schön! ;D

Rowan hat gesagt…

Dass es sowas gibt ^^

Alruna hat gesagt…

Das war interessant mit dem Ursprung der Weiberfasnacht.
Gibt es bei euch auch am Tag danach den rußigen Freitag?
Da wird einem mit Ruß (wenn man Glück hat wird dazu ein Korken in einer Kerzenflamme geschwärzt, wenn man Pech hat, dann kommt er aus einem Autoauspuff)das Gesicht beschmiert. Wir wurden da mal von der Schule nach Hause geschickt, weil wir nach der Pause wie die Schweine aussahen :-)

Rowan hat gesagt…

Den rußigen Freitag kenne ich nicht =D
Klingt nach einer kleinen Aschermittwochverballhornung =)