27 April 2011

Gemalt: John I von England


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John Plantagenet regierte als König von England vom 6. April 1199 - dem Todestag seines Bruders Richard I (the Lionheart) - bis zu seinem Tod am 19. Oktober 1216.
Als jüngster Sohn von König Henry II von England und Eleanor von Aquitaine war er zwar der Liebling seines Vaters, hatte aber kaum große Erbschaft zu erwarten. Daher bekam er den unglücklichen Spitznamen Lackland bzw. Sans Terre (Ohneland) verpasst. Und als ob dies noch nicht Strafe genug sei, gesellte sich noch der Name Softsword hinzu; ebenfalls eine Kreation seines Vaters der sein Händchen für unselige Spitznamen auch noch bei Jean de Nesle bewies, der als Blondel in die Geschichte einging.

Geboren wurde John den überlieferten Daten nach an Heiligabend im Jahre 1166 - wie sein Bruder Richard im Beaumont Palace in Oxford.

Während Richards Abwesenheit von England - er nahm mit Philip II von Frankreich von 1190 bis 1194 am Dritten Kreuzzug teil - versuchte John, William Longchamp, den Bischof von Ely, zu stürzen. Dummerweise war dieser Herr Richards designierter Justitiar, d.h. er fungierte als Vizeregent. Diese Begebenheit brachte ihm auch die Rolle des Erzschurken in den neueren Fassungen von Robin Hood ein.
Dies lässt vollkommen außer Acht, dass John in London um ein Vielfaches beliebter war als Longchamp. Im Oktober 1191 öffneten ihm die führenden Bürger Londons die Stadttore und Longchamp wurde in den Tower verbannt. (Was mit Sicherheit einen guten Grund hatte.)
John versprach der Stadt das Recht zur Selbstverwaltung als Gemeinde wenn sie ihn als Erben seines Bruder Richards anerkennen würde.
Dieser tappte auf dem Heimweg vom Kreuzzug Leopold V von Österreich in die Falle; zwar einfach gekleidet, aber dummerweise mit einem wertvollen Geschenk Philips II von Frankreich beringt.
Es ranken sich um diese Begebenheit noch allerlei Geschichten, welche die Bösartigkeit Johns untermauern sollten; so z.B. ein angeblicher Brief an Leopold, in dem er ihn bat, Richard so lange wie möglich gefangen zu halten. Richard jedenfalls ernannte John nach seiner Heimkehr zu seinem Erben.

Abgesehen von diesen Geschichten erlangte er auch Popularität als Unterzeichner der Magna Charta. Auch hier gab es wieder Geschichten, die in in einem schlechten Licht da stehen lassen sollten und die seinen Ruf als geistig minderbemittelter Fiesling, der ihm leider heute noch anhängt, untermauerten. So hieß es z.B. lange Zeit, er habe nicht ordentlich lesen und schreiben können und daher ein Dokument unterzeichnet, das dem englischen Adel weitgehende Rechte gewährte. Diesen - mit Verlaub - Mist kann man heute immer noch lesen; John als Analphabet.
Allerdings besaß er eine beeindruckend große Bibliothek, welche er bis zu seinem Tod sehr liebte. Und dass er kein Latein konnte, ist schlichtweg unmöglich - zuerst wollte ihm sein Vater Henry II nämlich eine Karriere in der Kirche angedeihen lassen; das Schicksal vieler jüngster Söhne. Und sowohl Henry als auch Eleanor hatten eine ausgezeichnete Ausbildung und Erziehung genossen; Henry sprach ein halbes Dutzend Sprachen (wie alle seiner Söhne auch) und beide waren belesen und gebildet - unter anderem auf den Gebieten Recht, Regierung, Religion und Literatur. John selbst hatte eine der besten Ausbildungen aller Könige Englands erhalten und die Bücher in seiner Bibliothek schließen z.B. De Sacramentis Christianae Fidei von Hugh of St. Victor, Sentences von Peter Lombard, The Treatise of Origen und eine Geschichte Englands mit ein( Waces Roman de Brut welche auf Geoffrey of Monmouths Historia Regum Britanniae basiert.)

Natürlich war er kein Unschuldslamm, hatte er doch das typische Temperament der Plantagenets - auch Die schwarze Galle genannt. Berüchtigt waren hier die Wutausbrüche seines Vaters, der sich fast besinnungslos vor Zorn auf dem Boden wälzte und in die Binsen biss, oder die seines Bruders Richard, welche im besten Falle in Nasenbluten, im schlimmsten in totaler Raserei bei Kämpfen gipfelten.
So schaffte es John, sich so mit Papst Innozenz III zu überwerfen, dass er für einige Zeit sogar exkommuniziert wurde. Und das nur, weil er sich nicht mit ihm auf den Nachfolger des Erzbischofs von Canterbury, ein sehr wichtiges und hohes Amt (was die Lordkanzlerschaft mit einschloß) in England, einigen konnte.
Andere Stimmen behaupten, er habe seinen eigenen Neffen, den Sohn seines älteren Bruders Geoffrey, umgebracht, damit dieser nach Richards Tod nicht seinen Thron gefährden konnte. Unschlüssig sind sich die "Überlieferer" hier nur, oh er ihn im Suff erschlagen hat oder aber kastrieren ließ, woraufhin der arme Kerl am Schock gestorben sein soll. Allen Gerüchten zum Trotz bezeugte schon damals Hubert de Burgh, der Justitiar Englands, dass Arthur (der von Johns Truppen übrigens bei dem Versuch, seine Großmutter Eleanor von Aquitaine zu kidnappen geschnappt wurde) gesund und munter entlassen wurde. (Dabei soll er es gewesen sein, der das Kastrationsgerücht in die Welt gebracht haben sollte.)

Als John sich von der französischen Invasion zurückzog, nahm er die sichere Route durch die sumpfige Gegend des Wash um East Anglia zu umgehen, das immer noch von Rebellen gehalten wurde. Sein sehr langsamer Gepäckzug mitsamt der Kronjuwelen jedoch nahm die Route mitten hindurch und ging in der unerwartet einbrechenden Flut verloren. Das war natürlich ein furchtbarer Schlag für John und ging nicht spurlos an seiner Gesundheit und seiner Gesamtverfassung vorbei. An der Ruhr erkrankt und von Palast zu Palast ziehend, blieb er eine Nacht in Sleaford Castle bevor er am 18. Oktober 1216 in Newark Castle starb.
Zahlreiche Gerüchte rankten sich um seinen Tod: vergiftetes Bier, vergiftete Pflaumen, ja sogar ein Übermaß an Pfirsichen....
John wurde in der Worcester Cathedralin Worcester begraben und sein 9jähriger Sohn folgte ihm von 1216 bis 1272 als Henry III auf den englischen Thron.
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Ad lucem, John!

7 Kommentare:

Grey Owl Calluna hat gesagt…

….sehr männlich autoritär sieht er aus......und scheint auch nicht grad´ein all zu liebenswerter Mensch gewesen zu sein.

Aber wirklich super gemalt.
Die Ausstrahlung der Augen finde ich mehr als gelungen. Sieht man richtig hinein, .....auch wenn Du mich jetzt für verrückt hällst,....ich krieg da Kopfschmerzen....
Liebe Grüße
Grey Owl

Amitiel hat gesagt…

Das ist ein un-glaub-lich schönes Bild!! Ich sitze mit offenem Munde davor. Die harte Arbeit hat sich also wirklich gelohnt. Und eine schöne Biografie, die wieder einmal zeigt, wie sehr wir doch an Helden und Schurken glauben wollen, statt Zwischentöne zu suchen. :)
(Ha - Wortbestätigung ist "therack".)

Rowan hat gesagt…

Grey Owl - ich halte Dich nicht für verrückt. Ich versuche immer, die Energie irgendwie in das Bild hineinzubekommen.
Und dieser Mann hat einfach eine unglaubliche Ausstrahlung. Und ich muss Dir widersprechen - er ist überhaupt nicht unangenehm. :) Ich liebe ihn heiß und innig - seit dem 12. Jahrhundert. ;)

Amitiel - ich danke Dir! Am Kettenhemd bin ich beinahe verzweifelt, aber wenn er es so will, dann bekommt er es auch. ;)
Ich finde es furchtbar, wie sehr er zum stumofen, tumben Bösewicht stilisiert wurde. Und ich werde mein bestes tun, dieses Bild zu ändern. ;)

Tricia Danby hat gesagt…

Mittlerweile mag ich ihn ... sehr :)
Aber er ist nicht einfach ... das Bild ist dir unglaublich gut gelungen und 1000 Mal besser als das Erste :)

Rowan hat gesagt…

Sehr, jaaaaa :)
Ich danke Dir! *knuffel*

Barbara hat gesagt…

Also: das Bidl ist toll gemalt. Aber... hat bisserl was schwu.... ;-)

Rowan hat gesagt…

Hallo, Barbara!
Möööglich =)
Er hat zwar einen Haufen unehelicher Kinder - aber wer weiß, was er gesucht hat bei den vielen Damen. ;)