Ich habe ja schonmal darüber geschrieben, vor fast ziemlich genau einem Jahr, wenn ich mal nachschaue - aber es hat mich doch nochmal interessiert.
Letzte Woche schon habe ich Fotos von den Zeichen hier in den Straßen gemacht, die die Pilgerwege markieren. Und vorgestern, am Altenberger Dom, kam es mir wieder in den Sinn, da er eine der Pilgerstationen im Bergischen Land ist.
Irgendwie finde ich es schön, an solchen Routen zu leben und mir vorzustellen, wie viele Menschen aus den verschiedensten Ländern und Gegenden vielleicht schon hier vorbeigepilgert sind. (Und mir wird wieder deutlich, wieso hier so viele Straßen den Namen Pilgerstraße tragen.)
Zum einen ist da der Elisabethpfad.
Beim Elisabethpfad handelt es sich um einen historisch belegten Pilgerpfad zum Grab der heiligen Elisabeth von Thüringen, die von 1207 bis 1231 lebte. Sie war die Tochter des ungarischen Königs Andreas II. und wurde gleich nach der Geburt verlobt und als Vierjährige an den Hof ihres zukünftigen Ehemannes gebracht, wo sie später durch vielfältige karitative Tätigkeiten auffiel. Zwar war Mildtätigkeit ja relativ üblich unter den Frauen der Adligen, aber dies soll wohl etwas besonderes bzw. mehr als üblich gewesen sein. Nachdem ihr Mann gestorben war, sorgte sie als einfache und materiell arme Spitalschwester in dem von ihr gegründeten Marburger Hospital persönlich für Bedürftige. Mit nur 24 Jahren starb sie dann auch.
Schon am ersten Tag nach ihrer Beisetzung gab es Berichte über Wunderheilungen an ihrem Grab und nach vielem Hin und Her wurde sie dann von Papst Gregor IX. zu Pfingsten 1235 heilig gesprochen.
In Ost-West-Richtung folgt der Pfad der Altstraße des Langen Hessen von Eisenach nach Marburg. Aus Richtung Köln (West nach Ost) folgt er bis Siegen der historischen Brüderstraße. (An der Brüderstraße selbst hat mein Hausarzt seine Praxis. ) Diese Wegstrecke wurde ebenfalls von Pilgern der Aachener Heiligtumsfahrt genutzt. Der alte Handelsweg Brüderstraße (alde Broederstraiß) war eine mittelalterliche Höhenstraße, die Siegen mit Köln verband. Sie war die wichtigste Verbindung des Oberbergischen Landes mit dem angrenzenden Siegerland und dem Rhein. Sie verläuft hier um die Ecke, heißt zum Teil immer noch Brüderstraße und ist auch Teil des Jakobsweges.
Wo wir auch gleich beim zweiten Pilgerweg wären, an dem ich wohne - dem Jakobsweg.
Den ist in unserer Gegen wohl schon Graf Eberhard von Berg im Jahre 1129 gegangen, nach der Schlacht bei St. Trond des ganzen Gemetzels überdrüssig. Und eigentlich heißt er hier auch noch gar nicht Jakobsweg, denn das ist nur das letzte Stück des Weges, das durch Spanien geht. Hier heißt es richtiger "Wege der Jakobspilger".
Hier im Rheinland gibt es fünf dieser Wege der Jakobspilger, die der Landschaftsverband Rheinland zusammen mit der Deutschen Jakobus-Gesellschaft, dem Sauerländischen Gebirgsverein und dem Eifelverein ausgearbeitet hat. So geht es einmal von Wuppertal über Köln nach Aachen, von Köln nach Trier und von dort aus nach Luxemburg, vom Niederrhein über Aachen nach Belgien, Nimwegen-Kleve-Köln und Marburg-Siegen-Köln.
Orte, an denen die Jakobspilger auch damals schon vorbeikamen, sind auf diesen Routen miteinander verbunden. Und man sieht: Köln ist natürlich mit dem Dom eine wichtige Station dieser Wege.
Eine Etappe hier in der Gegend endet am Altenberger Dom. Von dort aus geht es dann weiter durchs Bergische nach Köln. Hier am Altenberger Dom wurde, wie an anderen Orten die nachweislich Station des Pilgerweges waren, eine Stele aufgestellt. Diese Stelen sind 1,15 m hoch und bilden ein Lesepult, auf dem Hinweise zum Jakobusweg und zum Standort notiert sind.
Dass Altenberg auch eine dieser Stelen hat, liegt weniger daran, dass es gleich am Weg liegt - denn der hat eigentlich über die Höhen und nicht durch die Täler geführt - als vielmehr an der Tatsache, dass das damalige Zisterzienserkloster dem Pilger eine Unterkunft bot. Die Zisterzienser waren überall als gastfreundliches Völkchen bekannt und so wusste man genau, dass man einen sicheren Ort zum nächtigen und/oder rasten hatte. Zu den Zeiten des höchsten Pilgerbooms im Mittelalter mussten teilweise tausende Pilger ansonsten auf Feldern und in Wäldern übernachten. Ein Bild, das man sich heute kaum noch vorstellen kann.
In Altenberg habe ich übrigens auch gesehen, dass man sich das Pilgern im Pfarrbüro durch einen Stempel im Pilgerpass bestätigen lassen kann. Der Pass - spanisch Credencial genannt - wird von den Jakobusgesellschaften ausgegeben. Auf dem Weg wird er dann täglich an Kathedralen und Kirchen abgestempelt und berechtigt zur Übernachtung in den Refugios, den Pilgerherbergen.
Wenn man die letzten 100 km vor Santiago zu Fuß zurückgelegt hat, bekommt man dort dann eine Pilgerurkunde.
Mehr zum Jakobsweg erfährt man z.B. hier.
Pictures by me - no use without permission.
3 Kommentare:
Sehr interessant. Habe mir ein Buch mit in den Urlaub genommen, bei dem der Jakobsweg eine Rolle spielt. Er ist zwar nicht der Hauptdarsteller, aber sehr interessant umschrieben, welche - teilweise grausamen - Geschichten damals auf den heiligen Wegen passierten. Heute sieht man das schön romantisch, aber ich denke DAMALS wollte man nicht dabei sein*g*
... und meine Reisetagebücher hier: http://feuerseele.twoday.net/topics/Reisen *werbungende* *gg* Ganz liebe Grüße an Dich und Feona und all eure Mitbewohner :-))
Luiza, damals war jegliche Reise eine abenteuerliche, denke ich ;)
Und auf Pilgerwegen war es sicher doppelt lukrativ, die Leute abzuziehen, da gab es ja viel mehr potentielle Opfer. ;)
Lisa, stimmt ja, Du hast da ja einiges, was man lesen kann. :-)))
Die Grüße sind ausgerichtet. ;-)
Kommentar veröffentlichen