13 November 2008

Thomas Becket

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Thomas Becket wurde am 21.12.1118 in Cheapside, London als Sohn von Gilber Beket aus Thierville und Mathilda (Roheise oder Rosea) aus Mondeville bei Caen geboren.
Seine Eltern gehörten der Mittelschicht von Rouen an und wurden in der Old St Paul's Cathedral in London begraben.
Es kursiert heute noch eine Geschichte, nach der Thomas' Mutter eine sarazenische Prinzessin gewesen sei, die seinem Vater auf dem Kreuzzug (oder einer Pilgerreise) im Heiligen Land begegnete und sich in ihn verliebte. Angeblich ist sie ihm sogar in seine Heimat gefolgt, wurde getauft und heiratete ihn. Das ist allerdings tatsächlich nur eine Geschichte - entstanden wahrscheinlich durch Thomas leicht südländisches Aussehen.

Als er 10 jahre alt war, begann Thomas in Merton Priory in England eine exzellente Ausbildung in Zivil- und Kirchenrecht - danach auch in Paris, Bologna und Auxerre.
Bei seiner Rückkehr nach England zog er die Aufmerksamkeit von Theobald, dem Erzbischof von Canterbury auf sich, der ihn mit zahlreichen wichtigen Missionen nach Rom betraute und ihn schließlich zum Erzdiakon von Canterbury und Propst von Beverly (in Nordengland, unweit York) machte.
Dabei machte er sich mit seiner Leidenschaft und seiner guten Arbeit so verdient, dass Theobald ihn König Henry II. empfahl als die wichtige Stelle des Lordkanzlers zu besetzen war.

Henry und Thomas wurden sehr, sehr enge Freunde. Vielfach wurde gesagt, dass die beiden sich ein Herz und einen Verstand teilen würden. Henry schickte sogar seinen ältesten Sohn Henry in den Haushalt von Thomas, damit er dort erzogen wurde - und auch seine anderen Söhne waren sehr oft zu Gast bei Thomas.

1161 dann starb Theobald von Canterbury. Am 2. Juni 1162 wurde Thomas Becket zum Priester geweiht, und einen Tag später empfing er die Bischofsweihe. Nicht unbedingt zu seiner Begeisterung wurde Thomas dann der neue Erzbischof von Canterbury und somit der Primas von England - sein Freund Henry II. hielt dies für eine taktische Meisterleistung.
Allerdings hatten Henry und Thomas bereits vorher "leicht" unterschiedliche Meinungen zur Kirche und deren Rechten gehabt und Thomas hatte dem König sogar schon gesagt, dass er als Erzbischof sich gezwungen sähe, sich ihm zu widersetzen.
Henry aber überhörte dies in seiner Begeisterung für seine Idee nur zu gerne und baute auf seinen engen Freund als Verbündeten in seinem Sinne.

Kaum war er dann Erzbischof, wandelte sich Thomas in seinen Lebensgewohnheiten. Bisher hatte er sich stets an Pomp und exzellenter Kleidung erfreut. Gegen Henrys Willen legte er sein Amt als Lordkanzler nieder und ging ganz in seiner Aufgabe als Erzbischof von Canterbury auf.

Große Meinungsverschiedenheiten gab es zwischen König und Erzbischof in Bezug auf die Rechtsprechung gegen kriminelle Geistliche. Zwar waren sich beide einig, dass hart durchgegriffen werden müsse - aber über die Zuständigkeit der Gerichte - weltlich oder kirchlich - einigten sie sich nie.
Für Thomas war diese Auseinandersetzung eine Frage des Prinzips. Ein Kleriker konnte in seinen Augen nur vor einem kirchlichen Gericht zur Verantwortung gezogen werden. Der Streit mit dem König wurde immer intensiver - hier prallten zwei besonders leidenschaftliche und auch sturköpfige Temperamente aufeinander. Die Unterzeichnung der Constitutions of Clarendon konnte Thomas nicht verhindern, da ihn die anderen Bischöfe von England nicht ausreichend unterstützten.

In der Nacht des 13. Oktober 1164 floh Thomas Becket nach Frankreich, wo er von König Louis VII. herzlich empfangen wurde. Thomas reichte bei Papst Alexander III. ein Rücktrittsgesuch ein, der Papst aber lehnte den Rücktritt von Thomas Becket als Erzbischof von Canterbury und Primas von England ab.

Die Verhandlungen zwischen dem König auf der einen und dem Papst sowie dem Erzbischof Thomas auf der anderen Seite zogen sich über viele Jahre hin, ohne dass irgendwelche Fortschritte im Streit um die Gerichtsbarkeit über den Klerus erreicht wurden. Im Dezember 1170 kehrte Thomas nach Canterbury zurück und es kam wegen der Krönung young Henrys wieder zu Meinungsverschiedenheiten mit dem König.

Dennoch kamen beide nie voneinander los und schafften es immer wieder, sich gegenseitig in Rage zu bringen. So sorgte der Ausruf Henrys "Who will rid me of this meddlesome priest?" - in Zorn und Verzweiflung ausgesprochen - für ein folgenschweres Missverständnis. Die Worte wurden als direkter Mordbefehl missinterpretiert. So beschlossen die vier Ritter Reginald Fitzurse, Hugh de Moreville, William de Tracy und Richard le Breton, Thomas umzubringen.

Es war ein Dienstag, wenige Tage nach Thomas' Geburtstag. Die vier trafen am 29.12.1170 in Canterbury ein, traten in die Kathedrale und teilten Thomas mit, er solle nach Winchester, um dort rechenschaft über seine Taten abzulegen.
Thomas war das vollkommen neu und er lehnte ab, woraufhin die Vier ihn zuerst mit gezogenen Schwertern aus der Kathederale zu zerren versuchten. Ein Ausspruch Thomas versetzte sie dann in solchen Zorn, dass sie ihn gleich in seiner eigenen Kathedrale ermordeten. Die Stelle wird heute noch mit seinem Namen und zu Boden gerichteten Schwertern gekennzeichnet.


Schon am 21. Februar 1173 wurde Thomas heiliggesprochen. Treibende Kraft waren hier wohl zum einen Henrys gemartertes Gewissen und der Schmerz über den Verlust des Freundes sowie ganz besonders das Fürsprechen von Herzogin Mathilde (Ehefrau von Heinrich dem Löwen und eine Tochter von Henry II.)bei Papst Alexander III.
Im Jahr 1174 trat Henry seinen Bußgang nach Canterbury an und pries Thomas als seinen persönlichen Schutzpatron, was dazu führte, dass die Verehrung des Heiligen allenthalben etabliert und mit Bildern propagiert wurde.

Und wer neugierig geworden ist, dem möchte ich einen ganz wunderbaren Film empfehlen:
Becket mit Peter O'Toole als King Henry II. und Richard Burton als Thomas Becket.
Am allerbesten gleich auf Englisch anschauen, es lohnt sich schon alleine, Peter O'Toole sprechen zu hören.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liest sich wie "Harry Potter" so gut geschrieben.
Interessante Geschichte. Mich erinnert sie an einen anderen Thomas, der in meinem Leben eine gewisse Rolle gespielt hat.

Grüße,
Astraryllis.

Rowan hat gesagt…

Danke Dir - ich freu mich, wenn es sich gut liest.
Ich habe da eine sehr enge Verbindung zu ihm - vielleicht deshalb. :)