Es scheint fast, als müsse das an Weiberfastnacht so sein, egal wie früh oder spät im Jahr es ist.
Meine karnevalistischen Aktivitäten werden sich darin erschöpfen, dass ich einen rheinischen Krapfen esse (ich liebe die Dinger), einen Weiberfastnachtssekt trinke und vielleicht nochmal in den WDR reinschalte.
Und wo wir nun mitten in der Natur wohnen, sehe ich nicht einmal mehr Lappenclowns, Teufelchen, Ringelshirts und die anderen unvermeidlichen Kostüme vorbeiflanieren.
Aaaaber ich kann meinen älteren Weiberfastnachtspost nochmal ausgraben und aufwärmen. Konfettikanoooone!
Weiberfastnacht, wie wir es heute hier kennen, soll seinen Ursprung in Bonn-Beuel haben. Die Waschfrauen dort hatten einfach die Nase voll vom täglichen Trott und der harten Arbeit. Sie hatten Kinder, Haushalt und die ganze schwere Arbeit am Hacken hängen und wuschen zusätzlich noch die Wäsche der betuchten Herrschaften. Ihre Männer brachten die Wäsche dann wieder fort und kamen so 1823 in den Genuß, den allerersten Kölner Straßenkarneval mitzuerleben, während die Frauen daheim weiterschufteten.
Ein Jahr später, als die Männer wieder nach Köln aufbrachen, wollten die Frauen nicht mehr das Nachsehen haben, legten kurzerhand die Arbeit nieder und hielten Kaffeeklatsch. Das "Alte Beueler Damenkomitee von 1824" wurde gegründet und Weiberfastnacht war geboren.
Aber schon eine Schrift aus dem Jahr 1823 (?) - also ein Jahr zuvor - belegt eigentlich die Weiberfastnacht, auch ganz ohne die Beueler Damen. Walters Werk heißt sie und besagt im Kapitel Der Carneval in Köln vor 1823:
„Die Vorfeier des Carnevals begann mit dem sogenannten Weiberfastnacht am Donnerstag vor demselben. Dann herrschte die ganz eigenthümliche Sitte, daß Frauen und Mädchen sich untereinander die Hauben abrissen, was man Mötzenbestohl nannte. Nachmittags bewegte sich der Bellegeck, eine echt kölnische Maske, mit vielen Schellen behängt, in den Straßen herum ...“
Hier feiern heute ja Männlein und Weiblein gemeinsam die Weiberfastnacht, in Bonn-Beuel ist es aber immer noch eine rein weibliche Feier. Wer als mann allerdings so dumm ist, einen ernstgemeinten Schlips zu tragen, wird ja kurzerhand mit der Schere symbolisch entmannt, indem man ihm den Binder halbiert.
Vom kirchlichen Standpunkt aus gesehen ist auch nochmal klar, dass es ein Donnerstag ist, an dem es so rund geht. Da Freitag als Todestag Christi gilt, war ausgelassenes Gefeier da eher verpönt. Aus dem liturgischen Jahr leitet sich auch der schwäbisch-alemannische Begriff Schmutziger Donnerstag ab, den z.B. Tricia wohl lieber mit dem heutigen Tage in Verbindung bringt. Hier hat "schmutzig" nichts mit Dreck und auch nichts mit Obszönitäten zu tun - es kommt aus dem Hochalemannischen und bedeutet "Fett". Es ist also der fette Donnerstag, den man vor der Fastenzeit nochmal so richtig genießt. Die Fastnacht war damals die letzte Gelegenheit, nochmal Fleisch zu essen, bevor es bis Ostern zu "darben" galt.
Donnerstag, weil es in der liturgischen Woche der Donnerstag war, an dem geschlachtet und gebacken wurde. Mittwochs wurde gefastet und freitags gab's auch bloß Fisch, da er ja wie gesagt als Todestag Christi galt. Vor der Fastenzeit musste das gewonnene Fleisch natürlich möglichst schnell "vernichtet" werden, also kam es zum fetten Donnerstag.
Und ob Ihr feiert oder nicht - ich wünsche Euch in jedem Fall einen schönen Tag.
Wenn Ihr draufklickt, könnt Ihr es in groß abspeichern und dann ausdrucken.
Hey bei DEN Fastnachtsaktivitäten bin ich dabei!
AntwortenLöschenTausche Sekt gegen Bier - Prost!
Danke für den Klugschiss, immer wieder lehrreich!
Einen schönen restlichen Tag
Beltane
in meiner Wohngegend lautet die Erklärung für den "schmotzigen " also fetten Donnerstag auch das da soviel fettgebackenes gefuttert wird...Berliner,Fastnachtsküchle ect..
AntwortenLöschenProst, Beltane! =D
AntwortenLöschenJa, hier auch, Zachia. Berliner, Krapfen, Muzen und und und.
Klasse, wieder was gelernt! Und das Bild ist auch toll!
AntwortenLöschenDankeeeeee <3
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