16 Dezember 2015

[Brauchtum und Klugschiß] Advent

Heute möchte ich ein bißchen zu einer der schönsten Zeiten im Jahr schwallen. Zumindest ist sie das für mich, die Adventszeit. Alles ist festlich geschmückt, Düfte von Tannengrün, Mandarinen und Weihrauch liegen in der Luft und man kann schamlos in die Welt der Weihnachtsmusik eintauchen. (Ich liebe ja die klassischen englischen Weihnachtslieder. Altfranzösische. Die wunderbaren Weihnachts-CDs der Mediæval Bæbes. A Christmas in Rome. Und und und...)

So, wie wir ihn kennen, war der Advent nicht immer. Nicht einmal die vier Adventssonntage waren zu Anfang festgeschrieben. Da gab es mal vier, mal drei, mal sechs...
Die Bezeichnung Advent  kommt aus dem Lateinischen von adventus, was "Ankunft" bedeutet und ist ein Jahresabschnitt in der christlichen Kirche - die Zeit des gespannten Wartens und der Vorbereitung auf das Fest von Christi Geburt. Der Advent ist hier der Beginn des christlichen Jahreskreises, während die östliche Kirche hingegen das liturgische Jahr am 1. September beginnt.
Im römisch-katholischen Kalender fängt der Advent am vierten Sonntag vor dem 25. Dezember an.

Und er war nicht immer die Zeit von Gebäck, Glühwein, Eierpunsch und Naschwerk. In der Alten Kirche, also während der ersten Jahrhunderte der christlichen Kirchengeschichte, galt der Advent als Fastenzeit, die auf die Tage vom Martinsfest am 11. November bis hin zu Epiphanias (Erscheinung des Herrn am 6. Januar) festgesetzt war. Diese galt zusätzlich auch als geschlossene Zeit, während der nicht getanzt und dick gefeiert werden durfte. Demnach durfte es in der Zeit auch nur stille Trauungen ohne große Feierlichkeiten geben. Die adventliche Fastenzeit ist gar nicht einmal sooo lange schon abgeschafft, sondern erst seit 1917.

Die Adventsliturgie wurde erst im 6. Jahrhundert von Papst Gregor dem Großen festgesetzt. Er war es auch, der die Anzahl der Adventsonntage bestimmt hatte. Davor gab es wie gesagt eine wechselhafte Anzahl von bis zu 6 Adventsonntagen.
Die 4 Wochen deuten symbolisch auf 4000 Jahre, die die Menschheit nach kirchlicher Rechnung auf die Ankunft des Erlösers warten musste. Wie wir sie heute kennen geht die Adventszeit - bis auf das Fasten eben - auf das 7. Jahrhundert zurück, lässt sich jedoch in ihren Anfängen bis ins 5. Jahrhundert nach Ravenna zurückverfolgen; dort wurde bereits der Sonntag vor dem Fest der Geburt Christi als Vorbereitung auf den Festtag gefeiert.
Die Zeit wurde tempus ante natale Domini („Zeit vor der Geburt des Herrn“) oder tempus adventūs Domini („Zeit der Ankunft des Herrn“) genannt. Adventus...Advent.

Im gallischen Raum war der Advent eher getragen und galt als Zeit der Buße, im römisch beeinflußten Gebiet hingegen war er eine zeit der Freude und Vorfreude auf die Geburt Christi. Diese Galtung verbreiteten im 13. Jahrhundert vor allem die Franziskaner. Franziskus stellte 1223 im Wald von Greccio sogar eine Krippenfeier mit Ochs und Esel auf die Beine.


Papst Pius V. verfasste später rechtsgültig die römische Adventsliturgie für die Kirche im Jahre 1570. Davor gab es regional abweichende Traditionen und auch nach Pius' Bestimmung hatte zum Beispiel das Erzbistum Mailand eine Extrawurst. Dort wird heute noch der Ambrosianische Ritus angewandt und die Adventszeit dauert 6 Wochen, beginnt also mit dem Martinstag.

Mir ist dieser Tage wieder ein Lied in den Sinn gekommen, das im Advent immer in der Grundschule gesungen wurde - und zuhause dann auch. Vielleicht kennt es ja wer. Ich liebe es immer noch.

Wir sagen euch an den lieben Advent.
Sehet die erste Kerze brennt!
Wir sagen euch an eine heilige Zeit,
Machet dem Herrn den Weg bereit!
Freut euch ihr Christen,
Freuet euch sehr!
Schon ist nahe der Herr.

4 Kommentare:

Tricia Danby hat gesagt…

Danke für die Information :) und das Lied - ich glaub das kenne ich nicht. Bei uns gab es immer "Advent, Advent, ein Lichtlein brennt!"

Rowan hat gesagt…

Ja, das kenne ich auch. =)Inklusive fünftem Lichtlein.

athena hat gesagt…

Sehr interessant, lieben Dank. Ich lese und höre und glaube (hehe) für mich persönlich ja doch mehr so über die heidnischen Wurzeln des Festes. Du kennst mich ja. Aber dennoch ist sowas für mich immer lehrreich und ich freue mich an Deinem großen Wissenschatz, also ernsthaft :* Total schön, dass Du wieder so oft schreibst <3

Beltane hat gesagt…

Und wie ich mich an dieses Lied erinnere - wir wurden immer dazu ermahnt nicht
......schon ist nahe der Heeeeeeeeer" zu singen. Eher: ......Schon ist nahe der Herrrrrrrr"
:-)
Danke für das tolle Hintergrundwissen.
Liebe Grüße
Beltane