27 Januar 2013

Ausgelesen: Die Totenleserin von Ariana Franklin

Leider, leider, leider ausgelesen, muss ich sagen.
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich habe mich ab und an gezwungen, nicht weiterzulesen, damit ich noch etwas länger davon habe.
Jetzt stehen die Nachfolgebücher auch gleich auf meiner Amazon-Wunschliste.
Das Cover dieser Ausgabe ist ein bisschen blöde gewählt, da die Frau auf dem Gemälde aus einer vollkommen anderen Zeit stammt und die Heldin des Buches außerdem nicht rothaarig, sondern blond ist. Was mir wieder mal zeigt, dass die Agenturen meist keine Ahnung von dem Buch haben, welches sie da gestalten. Dabei kenne ich durchaus Autoren, die Mitsprache bei ihren Covern haben - aber sicherlich gilt das nicht für die fremdsprachigen Ausgaben.

Aber wurscht...kommen wir zum Inhalt.
Adelia ist eine junge Ärztin aus Salerno. Salerno gehörte zum Königreich Sizilien und war unter anderem durch seine Lage, seine Offenheit und die zahlreichen Bildungsmöglichkeiten ein Schmelztiegel der Kulturen. Moslems, Christen und Juden lernten und lehrten hier gemeinsam und auch Frauen wurde beispielsweise die Möglichkeit zuteil, Ärtzin zu werden.
Adelia hatte bei ihren Studien gemerkt, dass die Körper der Toten ihr vielerlei offenbarten, was ihr die Todesursache und den Hergang verraten konnte. Sie spezialisierte sich darauf und wurde somit zur "Totenleserin".

Der König von Sizilien, William II, genannt "der Gute" bzw. Guglielmo II di Sicilia schickt auf Bitte seines Cousind Henry II von England im Jahr 1171 Adelia, Simon (einen...sagen wir...Botschafter) und Mansur nach Cambridge. Dort wurden Kinder ermordet und deren Tod den dortigen Juden zur Last gelegt; juden, welche die Staatskasse Henrys beträchtig füllten und deren Verlust er sich nicht leisten kann.

Adelia muss sich in England einiger Vorurteile erwehren, ist es hier doch nicht normal, dass eine Frau den Arztberuf ausübt geschweige denn Tote seziert. Letzteres konnte einem leicht den Vorwurf der Hexerei einbringen. Eigentlich hatten sie sich als fahrende Händler tarnen wollen, doch ein Zwischenfall mit einem von der Pilgerfahrt nach Canterbury heimkehrenden Prior, welcher dringend medizinischer Hilfe bedarf, macht rasch allen klar, dass hier ein Arzt unterwegs ist. Noch dazu ein guter.
Um Ärger zu vermeiden, wird offiziell Mansur als der Arzt ausgegeben und Adelia und Simon als dessen Gehilfen.
Schnell strömen die Leute in Scharen zu dem Arzt und vielen ist durchaus klar, dass dies Adelia ist. So auch dem Prior, in dem das Trio seinen ersten wichtigen Freund und Verbündeten in der Stadt findet.
Das Cambridge des 12. Jahrhunderts wird in dem Buch wieder zum Leben erweckt, die Charaktere liebevoll beschrieben, so dass man als Leser schnell "Freunde" findet und alles sehr lebendig vor Augen hat und richtig mitlebt.

Die Handlung bleibt stets spannend und unvorhersehbar. Oftmals ist es ja so, dass man gleich einen Verdacht hat, in welche Richtung es gehen könnte und wer Dreck am Stecken hat. Nicht so hier. Man fiebert mit, zerbricht sich den Kopf, hält bei spannenden Szenen den Atem an. Und nebenbei wirft man einen sehr lebendigen Blick in das Leben, den Glauben und Aberglauben der Menschen damals.

Auch mit einer Liebesgeschichte wartet das Buch auf. Diese drängt sich jedoch nicht in den Vordergrund um alles andere zur Bühne und den Rest der Mitwirkenden zu Statisten zu machen, sondern fügt sich natürlich in das Geschehen ein. Hier gibt es keine überschönen Sirenen und kraftstrotzenden Überkerle, es gibt sorgfältig gezeichnete Charaktere, die aus ihrer Mischung aus Stärken und Fehlern leben und gerade damit so lebendig und liebenswert werden.

Die Geschichte um die Kindermorde hat es in sich und ist nichts für ganz Zartbesaitete. Henry II hat zwar wenige Auftritte in der Geschichte, ist meiner Ansicht nach aber großartig beschrieben und charakterisiert.

Und für meine Mitnerds bleibt zu sagen, dass das Buch ohne üble Zurechtbiegungen und Anachronismen auskommt. So werden ab und an moderne Namen und Ausdrücke verwendet. Cambridge heißt hier Cambridge, obwohl es zu der Zeit noch Grente- oder Grantebridge (nach einem Nebenarm der Cam) genannt wurde.
Der Arzt wird Doktor genannt, dieser Titel wurde früher aber nur Logiklehrern verliehen.
Der Rest fügt sich in die fiktive Geschichte ein, wie z.B. das erfundene Bistum St. Albans. Im Nachwort wird hierauf auch noch genau hingewiesen.

Mein Fazit: Ein spannendes Buch nicht nur für Fans historischer Romane. Absolut lesenwert mit wunderbaren Charakteren und Beschreibungen und spannend bis zur letzten Seite.

10 Kommentare:

Tricia Danby hat gesagt…

Klingt gut :) Und, ja, ich werde es auch mal lesen.

Bin schon sehr gespannt. Meiner Mama hatte es ja auch gut gefallen. Wie schauts aus, hast du das als Bewertung bei Amazon eingetragen? ;)

Rowan hat gesagt…

Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen =)

athena hat gesagt…

Na das klingt doch wirklich gut!
Außerdem liebe ich Buchrezensionen und interessiere mich sehr dafür was meine Freunde und Bekannten so lesen.
Vielleicht hast Du ja öfter Lust dazu?

Rowan hat gesagt…

Ab und an bestimmt =)
Über "Illuminations" wollte ich auch noch was schreiben.

Hummel hat gesagt…

Von dem Buch habe ich irgendwo schonmal gehört. Oder mal im Buchladen reingelesen oder so. Klingt total schön jedenfalls. =)

Rowan hat gesagt…

Es lohnt sich =)

Beltane hat gesagt…

Da bist Du nicht die Einzige die auch immer sehr aufs Cover schaut. Auch ich finde das es unbedingt stimmen muß ;-)
Und ich laufe sogar durch Buchläden und schaue mir die Cover genauer an, die mich ansprechen, so lapidar bin ich sogar zu kriegen ;-)

Danke für den Buchtipp!
Liebe Grüße
Beltane

Rowan hat gesagt…

Ja, wenn ein Cover richtig hässlich ist, macht es auch wenig Lust auf's Buch.
Wobei viele Pratchettbücher Cover haben, die mir absolut nicht gefallen und ich lese sie trotzdem =)

athena hat gesagt…

Boh, meine Rezension von Sonntag über Shades of Grey ist immer noch nicht veröffentlicht... :( Deine inzwischen...?

Rowan hat gesagt…

Ich hab eben nachgesehen. Meine ist jetzt da.