15 Februar 2011

Sie grinsen wieder



Übermorgen habe ich Geburtstag. Und Gott sei Lob und Preis, dass er dieses Jahr nicht, wie so oft, auf einen der ungeliebten Karnevalstage fällt.
Aber auch so gilt: Du kannst! Ihnen! Nicht! Entkommen!
Überall grinsen sie einem entgegen.
Clowns!
Widerliche, widerwärtige, gruselige Clowns!
Ich hasse diese Typen von Kindheit an und werde nie verstehen, wie man ihnen etwas abgewinnen kann.
Und ebensowenig übrig habe ich für Karneval.
Doch. Ich komme von hier. Aber ich bin nicht mit der "Pappnas jebore". Mich nervt es viel mehr, überall Plakate und Deko mit nur einem Thema zu sehen. Fasteloovend.
Gasthäuser dekoriert mit Wachhäuschen als Prinzenhochburgen und grade beim Fensterschließen, weil es doch ein wenig frisch wurde jetzt, sehe ich draußen einen Kleinbus mit der Aufschrift "Prinz Martin II." vorbeifahren. Fein.
Und sie sind wieder unterwegs. Knappbekleidete Menschen in den absurdesten Verkleidungen. Sie begegnen Dir in der Stadt, im Supermarkt...überall.
Da ist sie wieder, die Zeit, die zu allem Überfluss zweimal im Jahr zelebriert werden muss. Einmal im Frühjahr und dann zum 11.11., der für mich immer und ewig nur Sankt Martin sein wird. Die "fünfte Jahreszeit", zu der man alles lustig finden muss und sich von wildfremden Kerlen mit Bier- und Schnapsfähnchen "bützen" lassen muss. (Ein Bützje ist ein Küsschen. Das bekommt man zu Karneval ungefragt, beim Zug gibts dann schonmal zur Belohnung ein "Strüßje", ein Blumensträußchen...)
Von Fastnacht (aus dem Althochdeutschen "fasta naht", die Nacht/der Abend vor dem Beginn der Fastenzeit) hat das alles schon lange nichts mehr. Denn die wenigsten Menschen werden dann noch einmal über die Stränge schlagen, bevor es in die Fastenzeit geht. Damals gab es in dieser Zeit keinen Alkohol (Fasching = Fastenschank - letzter Alkoholausschank vor der Fastenzeit), kein Fleisch, keine Eier etc. 1492 erst erlaubte Papst Innozenz VIII. Milchprodukte in der Fastenzeit.

Für mich blasierten Snob ist Karneval heute nur noch eine Entschuldigung bzw. ein willkommener Anlass, sich besinnungslos zu saufen, was leider auch immer und immer mehr Teens und noch jüngere Kinder tun, blöde und platte Witze zu reißen, wildzupinkeln und sich einen "Partner" nach dem anderen zu suchen. Und in dieser Zeit mag ich die Gegend hier wirklich nicht. Kein bisschen.

Damit tue ich jenen Unrecht, die das Jahr hindurch liebevoll Zugthemen erdenken, Wagen bauen und Kostüme nähen und denen das ganze wirklich etwas anderes bedeutet - ich weiß. Und auch jenen, die einfach glücklich sind, in diesen Tagen mit Freunden ausgelassen zu feiern.
Leider ist mein Bild dann doch von der großen Masse geprägt und zum Rosenmontag müsste man mir schon sehr viel Geld zahlen, um mich nach Köln zu bewegen.
In diesem Sinne: Augen zu und durch. Am 9. März ist es wieder vorbei.

4 Kommentare:

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Zum Glücl bekomme ich hier nicht sehr viel vom Karnevallstreiben mit. So sehr ausgeprägt ist das hier in der Gegend auch nicht....und fern...seh´ ich eh nicht...
Wir haben´s ja bald geschafft.
Liebe GRüße
Grey Owl

Ray Gratzner hat gesagt…

Den nach innen gewandten Persönlichkeiten kann eine so oberflächliche Freude auf Kommando natürlich nicht ohne weiteres das Gefühl von Glückseligkeit bereiten...

Ähnlich und still leidend.

Liebe Grüße Rainer

Elisa hat gesagt…

In Krankenhäusern für schwerkranke Kinder und in Altersheimen für demenzkranke Menschen sind Clowns übrigens wunderbar, um den Genesungsprozeß anzuregen bzw. den Gesundheitszustand zu stabilisieren. ;-)

Ansonsten volle Zustimmung was den Karneval betrifft. Furchtbar!

Rowan hat gesagt…

Schön, ich bin nicht allein ;)