08 August 2009

Gemalt: Saint Aidan of Lindisfarne

Ich habe dieses Bild schon vor ein paar Wochen gemalt, aber nie die Zeit gefunden, auch einen Text über ihn zu schreiben. (Zur Zeit male ich seinen Freund Oswin.)


Artwork by me. No use without my explicit permission.


Aidan of Lindisfarne (eigentlich altirisch Áedán=Feuer) war Ire, geboren wurde er im 7. Jahrhundert, möglicherweise in Connaught. Zumindest ist das die alte englische Schreibweise – auf Irisch heisst die Provinz Connachta, was soviel bedeutet wie Land der Nachkommenschaft von Conn. Connachta umfasst die Counties Galway, Mayo, Sligo, Leitrim und Roscommon und ist mythologisch eine der bedeutenden Regionen Irlands. Unter anderem hatte sich Cú Chulainn hier ausgetobt.

Es ist wenig bekannt über Aidans frühes Leben – außer, dass er vielleicht bei Saint Senan auf Scattery Island in County Clare studiert hat.
Es zog ihn jedenfalls von Irland nach Schottland – vielleicht wollte er ja weg von der buckligen Verwandtschaft – und wurde Mönch auf der Insel Iona.

Das Römische Reich hatte das Christentum auch in England verbreitet, doch im Zuge seines Niedergangs besannen sich zumindest die Leute in Nordengland wieder auf ihre heidnischen Wurzeln. In dieser Zeit war Northumbria, welches die Königreiche Bernicia und Deira vereinte, ein Schlachtfeld. Im Jahr 616 wurde König Ethelfrith von Northumbria in einer Schlacht besiegt und getötet. Daraufhin fand sein Sohn Oswald of Nurthumbria (ebenfalls ein Heiliger) zusammen mit seinen Brüdern Exil in Dál Riata (Dalriada) (eine Art irisches Königreich in Schottland). Das Kloster auf der Insel Iona besuchte er öfter - dort konvertierte er auch zum Christentum und wurde getauft.

Auch Edwin, der neue König Northumbriens, trat zum Christentum über – allerdings unter dem Einfluss Bischof Paulinus von York (Sankt Paulinus) nicht dem keltischen (wie Oswald), sondern dem römischen Zweig (den ich immer als viel strenger und freudloser empfinde…).
Nach Edwins Tod im Jahr 633 gab Paulinus seine Arbeit im Norden Englands auf. Oswald kam aus seinem Exil zurück und wurde daraufhin zum neuen König, der den Menschen dort auch seinen Glauben nahebringen wollte.

Da er sich anscheinend auf Iona recht wohl gefühlt hatte, fragte er dazu Leute aus diesem Kloster an, anstatt eines der romtreuen Klöster Englands anzufragen. Zunächst schickte Iona einen keltischen Bischof namens Corman, einen recht unangenehmen Menschen, glaube ich. So hatte er mit seinen Methoden denn auch keinen Erfolg und kehrte als beleidigte Leberwurst nach Iona zurück, wo er berichtete, dass die Menschen in Northumbria allesamt zu bockig und stur seien, zu konvertieren.

Nach dem Historiker Bede (noch ein Heiliger) fand nach Cormans Rückkehr ein Treffen im Kloster statt – eigentlich, um über das Problem zu sprechen, aber wahrscheinlich wollte Corman mal so richtig vom Leder ziehen. Auf dieser Krisensitzung meldete sich Aidan zu Wort und kritisierte Cormans Methoden, die er als ungerechtfertigt brutal und roh bezeichnete. (Wahrscheinlich war er einer von diesen ganz „Feinfühligen“ gewesen, die schon mal gerne alte Heiligtümer zerdepperten und auch sonst eher die Axt im Walde waren.) Seiner Ansicht nach war Corman schlichtweg gemein, arrogant und mies zu seinen weniger gebildeten Zuhörern und lebte damit selber nicht nach den Grundsätzen, die er ihnen eigentlich nahebringen sollte. Er hätte ihnen liebevoll von seinem Glauben erzählen sollen, anstatt ihnen Angst zu machen und ihnen nur harte Regeln einprügeln zu wollen.

Ehe Aidan sich versah, wurde er nach dieser Kritik 635 denn auch als Cormans Ersatz nach Northumbria geschickt. Als er dort anlangte, ließ er sich als Bischof mit Oswalds Zustimmung auf der küstennahen Insel Lindisfarne nieder, nahe Oswalds Burg in Bamburgh.


Photography © by me - No use without permission

Die Zusammenarbeit der beiden war sehr fruchtbar und angenehm – Oswald war sogar einige Male mit Aidan unterwegs und fungierte als dessen Dolmetscher, da Aidan noch nicht fließend Englisch sprach.
Aidan war weniger Missionar als vielmehr ein von seinem Glauben und seiner Sichtweise und Erfahrung beseelter und inspirierter Mensch, der von Dorf zu Dorf ging und sich auf seinem Weg ganz einfach freundlich mit den Menschen unterhielt. Er sah keinen Sinn darin, irgendjemandem etwas aufzwingen zu wollen oder einen anderen Glauben schlechtzureden. Die Menschen interessierten sich durch diese Gespräche von ganz allein für das Christentum und Aidan war auch durchaus am heidnischen Glauben interessiert. Die Mönche, die Aidan von Iona nach Lindisfarne gefolgt waren, hielten es ebenso – und nach und nach wurde Northumbria dadurch sozusagen christianisiert. Ganz ohne donnernde Reden, Drohungen und Zerstörungen. Allein aus dem eigenen Willen der Menschen heraus.

Im Zuge seiner Märsche durch das Königreich befreite Aidan auch einige angelsächsische Sklavenjungen, die auf Lindisfarne dann eine Ausbildung genossen. Bildung war Aidan sehr wichtig und er wollte sie jedem zuteil werden lassen. (Unter seinen Schülern auf Lindisfarne war unter anderem auch St. Chad bzw. Ceadda.)

Ein Streit mit den Mercianern (Mercia war eines der Königreiche der angelsächsischen Heptarchie) unter Penda besiegelte das Ende Oswalds. Er wurde 38jährig im Jahr 642 in der Battle of Maserfield (walisisch Maes Cogwy), dem heutigen Oswestry in Shropshire nahe der walisischen Grenze, getötet. Sein Körper wurde zerstückelt und die einzelnen Glieder auf Stecken gezogen…

Von da an arbeitete Aidan mit Oswin , König von Deira zusammen. (Auch Oswin ist übrigens ein Heiliger.)Die beiden verstanden sich ausnehmend gut und wurden engste Freunde ().
Oswin tat es auch sehr leid, dass Aidan die langen und vielfach unwegsamen Strecken immer zu Fuß zurücklegte und schenkte ihm ein sehr gutes Pferd. Wenig erfreut war er zunächst, als Aidan eben dieses Pferd mitsamt dem königlichen Putz einem Bettler schenkte, der es seiner Ansicht nach viel besser gebrauchen konnte als er selbst. Doch die beiden waren sich schnell wieder einig.
Es gibt auch eine rührselige Geschichte darüber, in der Aidan damit argumentiert, dass der Sohn einer Stute doch nicht über den Sohn eines Kindes Gottes gestellt werden solle…die halte ich aber für eine der üblichen späteren Heiligenverklärungen.
Aidan war halt so. Bei Festmählern am Königshof sammelte er sein Essen zusammen, um es den Armen zu geben – daher kommt wohl auch die Auffassung, er sei einer dieser frommen „Faster“ gewesen. Geschenke, die er erhielt (wie z.B. auch dieses Pferd) gab er ebenfalls an jene weiter, die sie besser brauchen konnten – ihm ging es ja recht gut – oder nutzte sie, um Sklaven freizukaufen.
Der Legende nach befand er sich an Pfingsten grade zum Bußetun () und Beten auf Farne Island , als 651 unser alter Freund Penda Bamburgh angriff.
Wahr ist auf jeden Fall, dass Aidan den Rauch von dort aufsteigen sah und spätestens dann mit dem Beten anfing. Er betete für einen Windwechsel – der dann auch stattfand und viele der Angreifer im plötzlich auf sie zukommenden Feuer umkommen ließ. Seinem Namen („Feuer“) zum Trotz gilt er deshalb auch als einer der Schutzpatrone der Feuerwehrleute. Wie auch immer – durch den plötzlichen Windwechsel trieb das Feuer die Angreifer zurück und Bamburgh blieb verschont.

Part of Bamburgh Castle. Photography © by me - No use without permission

Im gleichen Jahr, am 20. August 651, wurde Oswin, unter dessen Regierung lange Frieden und Zufriedenheit herrschten, von seinem verschlagenen Cousin Oswiu umgebracht.
Dieser bekam den Hals ganz einfach nicht voll und geierte schon seit Oswins Krönung nach der Krone von Deira, da ihm Bernicia anscheinend nicht reichte und er gerne wie Oswald ganz Northumbria gehabt hätte. Aus heiterem Himmel erklärte er seinem Cousin Oswin den Krieg. Dieser hielt das wohl für eine kurzzeitige Spinnerei und weigerte sich, in Kampfhandlungen einzutreten. Statt dessen zog er sich nach Gilling (Ryedale, North Yorkshire, an der Straße zwischen York und Helmsley) zurück, wo er von einem Freund verraten und dann von Oswiu umgebracht wurde.

Aidan war vom Tod seines Freundes geschockt und stand total neben sich. Untröstlich und schmerzerfüllt machte er sich auf den Weg nach Bamburgh zum königlichen Hof, um dort Tacheles zu reden und den Verrat und den Mord öffentlich anzuprangern. Der Verlust Oswins war jedoch zu viel für ihn und er wurde praktisch sofort krank. Irgendwie hatte er wohl einfach beschlossen, ihm zu folgen – keine Lust mehr. Er starb nur 12 Tage nach Oswin, an die Mauer seiner Kirche gelehnt, am 31. August 651. Er wird zwar, wie viele Heilige, oft als seeeehr alter Mann dargestellt – aber so alt ist er gar nicht geworden.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

du malst immer so wunderbar.
Das neuste Werke von Saint Aidan of Lindisfarne gefällt mir juti, mehr sehen will ;-)

Anonym hat gesagt…

Das Geweih haut mich um, das ist toll. Und Aidan fand ich schon immer einen schönen Namen - gehörte offensichtlich einem beeindruckenden Menschen.

Alruna hat gesagt…

Ich wollte meine Linkliste immer ganz kurz und knapp halten - aber ich glaube, ich schau doch öfter mal bei dir vorbei :-)
Liebe Grüße von Alruna

amala hat gesagt…

klasse bild und eine bewegende geschichte! vielen dank dafür :)

Hexe hat gesagt…

Sehr schönes Bild, wirklich.

Kleiner Beitrag meinerseits, in meinem LARP Clan, den MacMahoons gibt es ein Mitglied, der sich den Namen Aidan gegeben hat. Und nun ratet, was er im Real Life für einen Beruf hat.

Er ist Feuerwehrmann.

Rowan hat gesagt…

Ganz, ganz lieben Dank, Ihr Lieben!
Das gibt wieder richtig Auftrieb. :)

Alruna, lieben Dank für Deinen besuch - da schau ich mich doch gleich auch mal bei Dir um. :)

Margo, da hat er mit seinem Namen ja richtig gelegen. :)

RUDHI Rüscher hat gesagt…

Dein ANIMUS hat's immer wieder in sich; abgesehen dass sie offenbar nie altern; wie das Unsterbliche so an sich haben;-)Schönes Selbst-Porträt-Foto übrigens!

Rowan hat gesagt…

Die Linien auf seiner Stirn hat leider der Scanner gefressen. :-(
Aber abgesehen davon ist der arme Kerl gar nicht sooo alt geworden.

Lieben Dank! :)))

Anonym hat gesagt…

Salve!
Nettes treffen hattet Ihr da an Lammas. Kommst also auch aus der (praktisch) magischen Ecke.
Deine Zeichnungen erinnern mich an Tarotkarten... wirklich schön.
Wenn ich ab Oktober meinen eigenen Internet-Anschluß und Blog (under construction) habe, melde ich mich mal. L.G. Tinuviel

Rowan hat gesagt…

Hallo und danke für Deinen Besuch, Tinuviel! :)
Tarotkarten klingt schonmal gut. :-D