06 Januar 2009

Dreikönigstag und Ende der Rauhnächte

O Winter! ruler of the inverted year, . . .
I crown thee king of intimate delights,
Fireside enjoyments, home-born happiness,
And all the comforts that the lowly roof
Of undisturb'd Retirement, and the hours
Of long uninterrupted evening, know.

William Cowper

Stimmung:
Wetter:
Getränk: gleich ein heißer Kakao mit Eierlikeur

Heute ist der Tag der Heiligen Drei Könige, das Ende der Twelve days of Christmas und der Rauhnächte. Laut meinem Orakelkalender ist der heutige Abend für Orakel zum Thema Spiritualität bestens geeignet - also werde ich das auch gleich noch ausprobieren.
Irgendwie schade, dass diese verwunschene Zeit nun zu Ende ist. Andererseits ist mit dem richtigen Auge und Gespür dafür das ganze Jahr magisch und verwunschen.
Aber zurück zu den drei Königen.

In der chrsitlichen Tradition heißt es, dass die drei Könige aus dem Morgenland (auch die drei Weisen genannt....im Englischen sogar The Three Magi, was dem, was sie waren sicher am nächsten kommt) Jesus kurz nach seiner Geburt mit Geschenken besucht haben. Sie werden nur im Matthäus-Evangelium erwähnt, welches uns mitteilt, dass sie aus dem Osten nach Jerusalem kamen, um Christus, den König der Juden, zu ehren. Da drei Geschenke überliefert sind, wird traditionsgemäß gesagt, dass es sich um drei Könige handelte, obwohl Matthäus auf ihre Anzahl überhaupt nicht näher eingeht.
Das englische Wort magi ist eine Latinisierung des Plural von magos (aus dem Griechischen, μαγος pl. μαγοι), welches wiederum aus dem Altpersischen maguŝ vom avestischen moγu entstanden ist. Wie auch immer - das Wort selbst ist eine spezifische Berufsbezeichnung, ein Titel sozusagen und bezieht sich auf die zoroastrischen Priester. Teil ihrer Religion war es, den Sternen besondere Aufmerksamkeit zu schenken; ihr Ruf in Sachen Astrologie war exzellent (und das war zu diesen Tagen eine hochangesehene Wissenschaft). Sie folgen ja auch dem Stern von Bethlehem, um zu Jesus zu gelangen.
Ihre religiösen Praktiken und der Gebrauch astrologischer Wissenschaften führten dazu, dass der Ausdruck Magi generell für das Okkulte genutzt wurde und zum englischen Wort magic wurde.

Seit dem 8. Jahrhundert tragen diese Magier die Namen Caspar, Melchior und Balthasar. Diese stammen aus einem griechischen Manuskript aus dem frühen 6. Jahrhundert. Der lateinische Text Collectanea et Flores führt die Tradition der drei Könige weiter und gibt auch weitere Details an. Dieser Text wiederum soll aus dem 8. Jahrhundert aus Irland stammen. (Und ich denke, an diesem Beispiel wird auch deutlich, wieviel an der uns bekannten Bibel ebenfalls umgeschrieben und dazugedichtet wurde...) Beda Venerabilis (oder sein Nachfolger) schreibt hier über die Könige der erste solle Melchior gewesen sein, ein Greis mit weißem Barte, der zweite Caspar, ein bartloser Jüngling, der dritte Balthasar, mit dunklem Vollbart (Tertius, fuscus, integre barbatus, Balthasar nomine). Hieraus ist auch das Missverständnis entstanden, Balthasar sei dunkelhäutig - dabei bezog sich fuscus („dunkel, schwärzlich“) eindeutig auf den Bart. Die Zahl drei steht hier vermutlich auch für die drei Alter des Menschen - so werden sie in der Kunst auch oft als bartloser Jüngling, erwachsener Mann mit dunklem Vollbart und alter Greis dargestellt.

Bei Matthäus wird beschrieben, dass die Könige Jesus Geschenke darbringen und in freudiger Lobpreisung niederfallen. Dieses "Niederfallen" meint hier, sich lang ausstrecken und auf die Knie fallen, was, zusammen mit dem Knien bei Lukas einen deutlichen Effekt auf die christliche religiöse Praxis hatte. Zuvor war das Niederknien in der jüdischen und römischen als würdelos betrachtet worden. Bei den Persern allerdings war es ein Zeichen großen Respekts, oftmals im Angesicht eines Königs. Inspiriert durch diese Zeilen übernahm die frühe christliche Kirche das Niederlegen und -knien.

Drei Geschenke brachten sie nach Matthäus mit: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Nach Wikipedia aus folgendem Grund:
Gold als das angemessene Geschenk für den neugeborenen König; Weihrauch aus dem Bereich des Tempels als Geschenk für den kommenden Hohepriester Israels, Myrrhe, eine Heilpflanze, mit der Arznei zubereitet wird, als Geschenk für den von Gott gesandten Arzt und Heiler („Heiland“).

Die Reliquien der Hll. Drei Könige wurden wohl im 6. Jh. von Konstantinopel nach Mailand überführt. Hier ruhten sie in der Kirche S. Eustorgio, die im 9. Jh. »Basilika der Könige« genannt wird. Nach der Zerstörung Mailands schenkte Kaiser Friedrich Barbarossa die Reliquien seinem Kanzler Erzbischof Rainald von Dassel, der sie 1164 feierlich in seine Kathedrale, den Dom zu Köln, übertrug. Sie ruhen im Dreikönigsschrein, der als kostbarstes Werk der Rhein-Maas-Kunst nach 1181?1210 unter maßgeblicher Mitwirkung des Nikolaus von Verdun entstanden ist. Bis ins 18. Jh. waren die Reliquien der Hll. Drei Könige Ziel einer der bedeutendsten Wallfahrten des Abendlandes. (Quelle: http://www.heilige.de)

Dieser Tage gehen auch wieder die Sternsinger um die Häuser, um den Segen zu erteilen: 20 + C + M + B + 09. Die Initialen der Heiligen Drei Könige stehen allerdings eher für Christus mansionem benedicat, also "Christus segne dieses Haus".

Die eigentliche Bezeichnung des Dreikönigstages lautet in den evangelischen und der katholischen Kirche Epiphanias, "Erscheinung des Herrn".
Die Kirche feiert an diesem Tag das Sichtbarwerden der Göttlichkeit Jesu in der Anbetung durch die Magier, in der Taufe im Jordan und im Wunder von Kana. Dabei wird die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland als Evangelium in den katholischen und evangelischen Gottesdiensten gelesen und/oder ausgelegt. In den evangelischen Kirchen werden die darauf folgenden Sonntage als „Sonntage nach Epiphanias“ gezählt; die katholische Kirche feiert am Sonntag nach Epiphanias das Fest der Taufe des Herrn, mit dem der Weihnachtsfestkreis seinen Abschluss findet.

Der 6. Januar als Festtag geht auf heidnische Wurzeln zurück: So feierte man im ägyptischen Alexandria in der Nacht vom 5./6. Januar das Fest des Gottes Äon, bei dem feierlich Wasser aus dem Nil geschöpft wurde. Ebenso gibt es für diese Nacht Volkssagen, die Dionysius erscheinen und Wasser in Wein verwandeln lassen.(Quelle: Wikipedia)

Ein anderer Name für den Dreikönigstag ist übrigens aus dem Heidnischen noch "Frau Holle Tag". Um Frau Holle zu besänftigen auf ihrem Zug und sie milde zu stimmen, stellte man Speisen auf die Dächer der Häuser. (Frau Holle fuhr nämlich mit der Wilden Jagd durch die Lüft.)
Es heißt, dass die Tiere auch in dieser Nach reden können und das Wasser, das nun geschöpft wird, große Heilkraft besitze. (Wahrscheinlich in Bezug auf das Fest des Äon.) Außerdem soll die Nacht die allergefährlichste der Rauhnächte sein und die Menschen gingen deshalb zu dieser Zeit damals am liebsten gar nicht ins Freie.
Eine Wünschelrute, die heute geschnitten wird, soll unfehlbar sein. Je nachdem, was mit ihr gefunden werden soll, kann man sie auf einen der drei Namen der Könige taufen. Caspar für Gold, Balthasar für Silber und Melchior für Wasser.

7 Kommentare:

Hexe hat gesagt…

Danke, dass du die Geschichte der drei Magier so ausführlich beschrieben hast.

Ich glaube zwar nicht, dass die Gebeine im Kölner Dom wirklich die der 3 sind, aber eigentlich ist das auch nur nebensächlich.

Trotzdem denke ich, dass es diese 3 änner wirklich gab.

Anonym hat gesagt…

Hallo,

Mir hat es besonders dieser Satz hier angetan:
"Andererseits ist mit dem richtigen Auge und Gespür dafür das ganze Jahr magisch und verwunschen."
Dieses Gespür hast Du ganz gewiss. Und ich freue mich immer wieder, dass uns, Deine Leser, daran Teil haben lässt.

Noch eine Frage: Du hast mir in das Blog geschrieben, dass Du Weihwasser aus der Kirche holen wolltest. Was machst Du damit? Trinken??
Ich kenne bloß das Segnen von Gräbern mit Weihwasser, das man dafür in einem Extrabehälter direkt am Grab aufbewahrt.

Lieb Grüße,
Astraryllis.

Rowan hat gesagt…

Hallo, Hexe!

Ich glaube auch, dass es sie gegeben hat. :)
Und wer auch immer im Kölner Dom liegt - er hat einen prunkvollen Schrein und einen Logenplatz. ;) ☩

Hallo, Astraryllis!

Vielen lieben Dank! ich freu mich sehr, dass es einigermaßen interessant ist hier. ☺
Neiiin, das Weihwasser will ich weder trinken noch Gräber damit segnen. :)
Ich würde es zum "Salben" meiner Engelskerzen nutzen, für Reinigungsrituale der Wohnung, Segnungen usw. Also so Dinge, wo Weihwasser nützlich ist. ☺

Liebe Grüße,

Ashmodai

Anonym hat gesagt…

Ich finde es interessant, was Du alles mit dem Weihwasser machst. Ich bin zwar evangelisch, aber ich glaube, ich versuche es auch einmal damit.

Liebe Grüße,
Astraryllis.

Rowan hat gesagt…

Ich denke, das ist ganz egal, welche Konfession man hat. ;)

Anonym hat gesagt…

Danke für den ausführlichen Text; da habe ich viel Neues gelernt. Ich finde deine Ausführungen sehr interessant, da ich evangelisch erzogen wurde und viele der Heiligengeschichten und Bräuche mir unbekannt waren. Und Weihwasser kann wohl immer nützlich sein - ich verwende eh alles was hilft, unabhängig von der Religion/Konfession. :-) Übrigens kommt laut italienischem Volksglauben in der Nacht vom 5. auf den 6.1. auch die Hexe Befana, die auf der Suche nach dem Jesuskind von Haus zu Haus fliegt und Geschenke bringt (für Kinder, die nicht brav waren, bringt sie ein Stück Kohle...): http://de.wikipedia.org/wiki/Befana

Liebe Grüße
Sista

Rowan hat gesagt…

Ja, das hat mir meine Tante neulich auch erzählt mit der Befana.
Der italienische Teil unserer Familie hat sich sicher über sie gefreut. :)