Und leider ist Weihnachten nun auch vorbei. Irgendwie kommen mir diese drei schönen Tage immer viel zu kurz vor.
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John Plantagenet regierte als König von England vom 6. April 1199 - dem Todestag seines Bruders Richard I. (the Lionheart) - bis zu seinem Tod am 19. Oktober 1216.
Als jüngster Sohn von König Henry II. von England und Eleanor von Aquitaine war er zwar der Liebling seines Vaters, hatte aber kaum große Erbschaft zu erwarten. Daher bekam er den unglücklichen Spitznamen Lackland bzw. Sans Terre (Ohneland) verpasst. Und als ob dies noch nicht Strafe genug sei, gesellte sich noch der Name Softsword hinzu; ebenfalls eine Kreation seines Vaters der sein Händchen für unselige Spitznamen auch noch bei Jean de Nesle bewies, der als Blondel in die Geschichte einging.
Geboren wurde John den überlieferten Daten nach an Heiligabend im Jahre 1166 - wie sein Bruder Richard im Beaumont Palace in Oxford. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass das Jahr nicht stimmt....es ist wohl eher 1158 gewesen. Schreibfehler und Unleserlichkeiten sind in den Daten der Geschichtsschreibung ja keine Seltenheit.
Während Richards Abwesenheit von England - er nahm mit Philip II. von Frankreich von 1190 bis 1194 am Dritten Kreuzzug teil - versuchte John, William Longchamp, den Bischof von Ely, zu stürzen. Dummerweise war dieser Herr Richards designierter Justitiar, d.h., er fungierte als Vizeregent. Diese Begebenheit brachte ihm auch die Rolle des Erzschurken in den neueren Fassungen von Robin Hood ein.
Dies lässt vollkommen außer Acht, dass John in London um ein Vielfaches beliebter war als Longchamp. Im Oktober 1191 öffneten ihm die führenden Bürger Londons die Stadttore und Longchamp wurde in den Tower verbannt. (Was mit Sicherheit einen guten Grund hatte.)
John versprach der Stadt das Recht zur Selbstverwaltung als Gemeinde wenn sie ihn als Erben seines Bruder Richards anerkennen würde.
Dieser tappte auf dem Heimweg vom Kreuzzug Leopold V. von Österreich in die Falle; zwar einfach gekleidet, aber dummerweise mit einem wertvollen Geschenk Philips II. von Frankreich beringt.
Es ranken sich um diese Begebenheit noch allerlei Geschichten, welche die Bösartigkeit Johns untermauern sollten; so z.B. ein angeblicher Brief an Leopold, in dem er ihn bat, Richard so lange wie möglich gefangen zu halten. Richard jedenfalls ernannte John nach seiner Heimkehr zu seinem Erben.
Abgesehen von diesen Geschichten erlangte er auch Popularität als Unterzeichner der Magna Charta. Auch hier gab es wieder Geschichten, die in in einem schlechten Licht da stehen lassen sollten und die seinen Ruf als geistig minderbemittelter Fiesling, der ihm leider heute noch anhängt, untermauerten. So hieß es z.B. lange Zeit, er habe nicht ordentlich lesen und schreiben können und daher ein Dokument unterzeichnet, das dem englischen Adel weitgehende Rechte gewährte. Allerdings besaß John eine beeindruckend große Bibliothek, welche er bis zu seinem Tod sehr liebte. Und dass er kein Latein konnte, ist schlichtweg unmöglich - zuerst wollte ihm sein Vater Henry II. nämlich eine Karriere in der Kirche angedeihen lassen; das Schicksal vieler jüngster Söhne. Und sowohl Henry als auch Eleanor hatten eine ausgezeichnete Ausbildung und Erziehung genossen; Henry sprach ein halbes Dutzend Sprachen (wie alle seiner Söhne auch) und beide waren belesen und gebildet - unter anderem auf den Gebieten Recht, Regierung, Religion und Literatur. John selbst hatte eine der besten Ausbildungen aller Könige Englands erhalten und die Bücher in seiner Bibliothek schließen z.B. De Sacramentis Christianae Fidei von Hugh of St. Victor, Sentences von Peter Lombard, The Treatise of Origen und eine Geschichte Englands mit ein( Waces Roman de Brut welche auf Geoffrey of Monmouths Historia Regum Britanniae basiert.)
Natürlich war er kein Unschuldslamm, hatte er doch das typische Temperament der Plantagenets - auch Die schwarze Galle genannt. Berüchtigt waren hier die Wutausbrüche seines Vaters, der sich fast besinnungslos vor Zorn auf dem Boden wälzte und in die Binsen biss, oder die seines Bruders Richard, welche im besten Falle in Nasenbluten, im schlimmsten in totaler Raserei bei Kämpfen gipfelten.
So schaffte es John, sich so mit Papst Innozenz III. zu überwerfen, dass er für einige Zeit sogar exkommuniziert wurde. Und das nur, weil er sich nicht mit ihm auf den Nachfolger des Erzbischofs von Canterbury, ein sehr wichtiges und hohes Amt (was die Lordkanzlerschaft mit einschloß) in England, einigen konnte.
Andere Stimmen behaupten, er habe seinen eigenen Neffen, den Sohn seines älteren Bruders Geoffrey, umgebracht, damit dieser nach Richards Tod nicht seinen Thron gefährden konnte. Unschlüssig sind sich die "Überlieferer" hier nur, oh er ihn im Suff erschlagen hat oder aber kastrieren ließ, woraufhin der arme Kerl am Schock gestorben sein soll. Allen Gerüchten zum Trotz bezeugte schon damals Hubert de Burgh, der Justitiar Englands, dass Arthur (der von Johns Truppen übrigens bei dem Versuch, seine Großmutter Eleanor von Aquitaine zu kidnappen geschnappt wurde) gesund und munter entlassen wurde. (Dabei soll er es gewesen sein, der das Kastrationsgerücht in die Welt gebracht haben sollte.)
Als John sich von der französischen Invasion zurückzog, nahm er die sichere Route durch die sumpfige Gegend des Wash um East Anglia zu umgehen, das immer noch von Rebellen gehalten wurde. Sein sehr langsamer Gepäckzug mitsamt der Kronjuwelen jedoch nahm die Route mitten hindurch und ging in der unerwartet einbrechenden Flut verloren. Das war natürlich ein furchtbarer Schlag für John und ging nicht spurlos an seiner Gesundheit und seiner Gesamtverfassung vorbei. An der Ruhr erkrankt und von Palast zu Palast ziehend, blieb er eine Nacht in Sleaford Castle bevor er am 18. Oktober 1216 in Newark Castle starb.
Zahlreiche Gerüchte rankten sich um seinen Tod: vergiftetes Bier, vergiftete Pflaumen, ja sogar ein Übermaß an Pfirsichen....
John wurde in der Worcester Cathedral in Worcester begraben und sein 9jähriger Sohn folgte ihm von 1216 bis 1272 als Henry III. auf den englischen Thron.
13 Kommentare:
Die Zeit von Löwenherz und Ohneland war eine der interessantesten in der englischen Geschichte finde ich.
Definitiv!
Ich fühle mich im englischen 12. Jahrhundert immer noch sehr zu Hause.
Nicht traurig sein, Ashmodai!
Du weißt doch: Nach der Weihnacht ist vor der Weihnacht!
In diesem Sinne,
Sylke
Das hat mein Onkel auch gestern gesagt. :-D
Ein sehr informativer Artikel!
Ich kann eh nie verstehen, warum im Volksglauben Löwenherz so in den Himmel gehoben und John so verteufelt wird.
Objektiv gesehen hat letzterer nämlich viel mehr für England getan und es lag ihm wohl mehr am Herzen, als Richard!
LG
Crow
Ob es ihm mehr am Herzen lag....Nein, ich denke, da haben sich beide nicht viel getan.
Es ist halt so, wie mein Seelenpapa immer sagt: Geschichtsschreibung ist oft mehr Geschichtenschreibung.
Da wurde hier wer verwechselt, dort was zu gedichtet, hier ein Datum vertauscht...und dann meinte wieder jemand, dass diese oder jene Geschichte so aber doch viel besser klingt. Und schon werden Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende lang Dinge weitergegeben und überliefeet, die so oder mit dieser Person vielleicht nie stattgefunden haben.
Hach ja :)
*mitseufz*
...zumal ja auch mitlerweile irgendjemand herausgefunden hat, dass einige Jahre, unter anderem im Mittelalter, gar nicht stattgefunden haben. Das mag an der von Dir erwähnten Geschichtenschreibung liegen:-)
...dennoch bin ich froh, dass Weihnachten vorbei ist..
Ja...nur wird man immer noch als bekloppt angesehen, wenn man z.B. sagt, dass John 1158 und nicht 1166 geboren wurde.
"Aber so steht's doch da! Das muss doch so sein!"
;-)
Die meisten Leute glauben Dinge erst dann, wenn sie in einem Schulbuch stehen. Vorher nicht. Man muss die Geschichte öffentlich korrigieren, mit der Kirche absprechen.....
Wunderbar!
Many, many thanks, Jules. :)
I'm glad you like it.
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