09 März 2014

[Brauchtum und Klugschiß] Invocabit - der erste Fastensonntag

Bei strahlendem Sonnenschein und einem Tässchen Kaffee mache ich mich mal daran, ein wenig zum heutigen Tag zu schwadronieren.
Es ist der erste Fastensonntag und genannt wird er Invocabit, nach dem ersten Wort des Eröffnungsverses der heutigen Heiligen Messe, Invocabit me, et ego exaudiam eum (Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören).
Früher hieß er Dominica in albis, "Weißer Sonntag", dieser 6. Sonntag vor Ostern, denn heute zogen in Rom die Täuflinge erstmals in weißen Gewändern zur Kirche. Heute (ich glaube seit dem Konzil von Trient 1545 - 1563) ist der Weiße Sonntag der Tag der Erstkommunion, der erste Sonntag nach Ostern. So heißt er aber nicht nach den weißen Kommunionskleidchen, sondern weil die Täuflinge am Vortag oder an diesem Sonntag zum letzten Male ihr weißes Taufkleid trugen.

Andere Namen für den Invocabit sind Funken- oder Fackelsonntag. Am heutigen Tag wurden Feuer und Fackeln entzündet und für Fruchtbarkeit über die Felder getragen. Die Erde sollte damit sozusagen aufgeweckt werden. Abends wurden auf Hügeln große Feuer entzündet und Holzscheiben darin zum Glühen gebracht, die dann ins Tal gerollt oder geworfen wurden. Ich schätze, auch das diente dem Aufwecken des Landes und dem Vertreiben des Winters. Dieses Scheibenschlagen wurde urkundlich erstmals 1090 bezeugt. Grund für die Erwähnung war, dass eine dieser herunterrollenden Scheiben ein Nebengebäude des Klosters Lorsch in Brand gesetzt hatte.
Gar nicht sooo weit von hier, in der Eifel, gab (oder gibt?) es den Brauch des Hüttensonntag. Die jungen Leute der Dörfer sammelten Reisig und Stroh, aus dem sie ebenfalls auf Hügeln Hütten bauten, die Sonntag dann mit einem Strohmann, dem Winter, besetzt wurden. Abends wurden die Hütten nebst Strohmann abgebrannt.
Wikipedia sagt zum Funkensonntagsbrauchtum:
Funkenhexe an der Spitze eines Vorarlberger Funkens
Der Funkensonntag erhielt seinen Namen vom Brauch des Funkenfeuers, der im schwäbisch-alemannischen Raum (Vorarlberg, Schweiz, Liechtenstein, Allgäu, Oberschwaben, Schwarzwald) sowie im Tiroler Oberland und Vinschgau verbreitet ist und an diesem Tag begangen wird. Dabei wird ein großer Holzturm oder Strohhaufen (Funken) abgebrannt, in den eine Funkentanne mit einer daran befestigten Hexenpuppe gesteckt ist.
Eng damit verwandt ist der Brauch des Scheibenfeuers in Südbaden. In Vorarlberg wird der Funkensonntag nach dem typischen Funkenküchlein zu diesen Festtag auch als Holepfannsonntag oder Küechli- bzw. Küachlisonntag bezeichnet.
Auch in anderen Regionen werden an diesem Tag Feuer im Freien abgebrannt. In Mittel-, Ost- und Nordhessen und in Thüringen existiert der Brauch des Hutzelfeuers, daher wird der Tag dort als Hutzelsonntag bezeichnet. Im moselfränkischen Kulturkreis (Südeifel, Luxemburg bis ins Saarland) wird an diesem Tag das Burgbrennen, beziehungsweise das Hüttenbrennen gefeiert.
Mit dem Funkensonntag verwandt ist der Chienbäse-Brauch in Liestal, in Deutschland bekannt unter dem Namen Feuerwagenumzug.

Die Namen Alte Fasnacht, carnisprivium magnum, carnisprivium vetus, aller manne faschangtag, Fastnacht, Vasting, Molken vastelabend, Mannfassnacht, manne, Fastelabend, Große Fastnacht, Mannfasten, Scheffastnaicht, Scheuffefastnacht erinnern heute noch daran, dass vor der Synode von Benevent 1091 die Fastnacht mit dem Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern endete. Also heute.

Vielleicht sollten wir alle ein paar Kerzen anzünden heute, wenn wir schon keine Funkenfeuer machen können. Denn es hieß, wenn der Mensch keine Funken macht, so macht der Herrgott welche durch ein Wetter, oder das Haus brennt ab. Je mehr Funken, desto fruchtbarer wird das Jahr.
Wünschen wir uns mit unseren Kerzen heute doch alle ein Jahr voll fruchtbarer Projekte und Erfolge auf allen Ebenen.
In dem Sinne:


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4 Kommentare:

Hummel hat gesagt…

Hier gibt es eine Karnevalsgruppe, die in Funken (und die kleinen Kinder "ünkchen") aufgeteilt sind - jetzt weiß ich endlich, woher man auf so eine Idee kommt.

Rowan hat gesagt…

Ja, das ist möglich, die Kölner Gruppen, die den französischen Stadtsoldaten nachempfunden sind, heißen ja auch so. =)
Da haben wir die roten Funken, blauen Funken, rosa Funken und die Apfelsinenfunken. ^_^
Eine weitere Erklärungstheorie dafür ist, dass Funk/Fink für ziemlich liederliche, unangenehme Menschen genutzt wurde. Und das waren die Soldaten wohl oft, sonst würden sie nicht bis heute so auf die Schippe genommen. ^_^

Olli hat gesagt…

Interessanter Brauch. Danke fürs Erzählen.
In Verbindung mit Karneval gibt es in meiner Heimat eigentlich nur die Stürmung des Rathauses mit anschließenden Schlüssraub zu Weiberfastnacht zu berichten. :)

Lieben Gruß
Olli

Rowan hat gesagt…

Ja, hier ist das auch so =)